Grammer hat im dritten Quartal einen operativen Verlust von 1,7 Millionen Euro verbucht. Aufgrund des erfolgreichen ersten Halbjahres liegt das operative EBIT nach neun Monaten mit 30,7 Millionen Euro immer noch deutlich im Plus. Grammer folgt damit der Entwicklung der Autobranche. Hersteller und andere Zulieferer hatten im ersten Halbjahr ebenfalls Gewinne geschrieben, im dritten aber stärker unter der Chipkrise gelitten. Weil viele Autofabriken zum Teil wochenlang stillstanden, konnte auch Grammer keine Interieur-Komponenten verkaufen. Gleichzeitig stiegen die Materialpreise deutlich an. Auch die Personalkosten lagen höher als gewöhnlich, weil das Unternehmen Produktionskapazitäten vorgehalten hatte, die nicht gebraucht wurden.
Im ersten Halbjahr hatte Grammer neben der starken Autokonjunktur noch von seinen Restrukturierungsmaßnahmen und der guten Entwicklung im Bereich Nutzfahrzeuge profitiert. "Extrem volatile Kundenabrufe infolge des Lieferengpasses bei Halbleitern, daraus resultierende temporäre Kapazitätsunterauslastungen in unseren Werken und anhaltend hohe Materialpreise haben unser Quartalsergebnis stark belastet", sagte Grammer-Chef Thorsten Seehars. Das Unternehmen geht davon aus, dass der Chipmangel auch im vierten Quartal anhalten werde.
Besonders erfolgreich war Grammer im bisherigen Jahresverlauf in China. Der große Unterschied zum Vorjahr kommt allerdings auch daher, dass China früher und härter in den Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie gegangen ist als die europäischen Länder. Während der Umsatz in Asien in den ersten neun Monaten um mehr als 25 Prozent stieg, waren es in Europa und Afrika nur gut 17 und in Amerika lediglich gut 13 Prozent. Weltweit stieg der Umsatz von Grammer im bisherigen Jahresverlauf um 17,3 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro.
Aufgrund der Belastungen durch den Chipmangel hat Grammer bereits Anfang Oktober seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2021 gesenkt: Das Unternehmen erwartet nun ein operatives EBIT zwischen 17 und 22 Millionen Euro – zuvor hatte die Prognose bei 65 Millionen Euro gelegen.
Um der steigenden Bedeutung von China Rechnung zu tragen, hat das Unternehmen dort Ende September ein weiteres Werk eröffnet. In der Stadt Shenyang werden Mittelkonsolen, Armlehnen und weitere Interieur-Komponenten für einen europäischen Premiumhersteller produziert. Damit hat Grammer nun elf Produktionsstandorte in China.
Grammer hat rund 14.000 Beschäftigte in 19 Ländern. Das Unternehmen besteht aus den beiden Bereichen Automotive, der Interieur-Komponenten für Pkw fertigt, und Commercial, der Sitze für Nutzfahrzeuge herstellt.
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