Nach dem Dieselskandal und den ersten Fahrverboten für Dieselfahrzeuge in Deutschland finden gebrauchte Diesel-Pkw in Deutschland immer schwerer Abnehmer.
Händler berichten über einen Verfall der Preise, das Dieselbarometer von DAT beziffert die durchschnittliche Zahl der Standtage bis zum Wiederverkauf auf 106 Tage.
Stattdessen werden die gebrauchten Diesel-Pkw offenbar zum Exportschlager. Wie eine Sonderauswertung des Export- / Import-Seismografen (ESD/ISD) auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes ergab, sind Exporte gebrauchter Diesel-Pkw innerhalb eines Jahres um 20,5 Prozent auf 239.541 Fahrzeuge gestiegen.
„Neben den EU-Ländern Kroatien, Slowenien, Bulgarien und Rumänien gehen ältere Dieselfahrzeuge auch in die Ukraine, offenbar wegen der lockeren Einfuhrbestimmungen und des relativ niedrigen Zollsatzes von 7,3 Prozent für Gebrauchtwagen aus der EU“, sagt Christian Kille, Professor am Institut für Angewandte Logistik (IAL) der Hochschule Würzburg-Schweinfurt, das den ESD/ISD gemeinsam mit dem Softwarehaus AEB herausgibt.
Neuere Diesel-Gebrauchtwagen gehen eher in die anspruchsvolleren Märkte West-, Mittel und Südeuropas. Starkes Wachstum zeigen hier Spanien (+30,8 Prozent), Österreich (+41,3 Prozent) und Frankreich (+34 Prozent). „Für Schnäppchenjäger im Ausland gibt es aktuell eine gute Möglichkeit, günstig an einen Diesel zu kommen“, sagt Kille.
Den größten Boom erlebten die Exporte in die Ukraine, die sich mehr als verdoppelten (plus 136 Prozent- siehe Grafik), gefolgt von Kroatien mit einem Plus von 89,6 Prozent. In einigen Märkten mit einem hohen Umweltbewusstsein der Autofahrer sind Diesel aus Deutschland jedoch Ladenhüter.
Exporte nach Norwegen gingen um 26,6 Prozent zurück, Ausfuhren in die Schweiz um 18,7 Prozent. In Deutschland selbst sanken die Besitzumschreibungen von Diesel-Pkw um 2,7 Prozent auf 2,4 Millionen Fahrzeuge.
„Dass trotz der weiten Wege von Deutschland in das Zielland Pkw-Exporte noch interessant bleiben, liegt nicht nur an den Abstrichen bei den erzielbaren Preisen, sondern auch an den niedrigen Logistikkosten für den Transport eines Fahrzeugs“, betont Kille.
Der Export- und Importseismograf Deutschland (ESD/ISD) erscheint als vierteljährliche Analyse und beleuchtet die Außenhandelsströme von und nach Deutschland. Er wird gemeinsam von dem Institut für Angewandte Logistik (IAL) der Hochschule für angewandte Wissenschaft Würzburg-Schweinfurt, dem Softwareunternehmen AEB und den Kommunikationsberatern Hocke + Partner herausgegeben. Fachlicher Kopf des Projektes ist Christian Kille. Der ESD/ISD erschien erstmals im Oktober 2010. Die Auswertungen beruhen u. a. auf Daten des Statistischen Bundesamtes. (ree)
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