Hannover. Stephan Weil musste nicht lange überlegen. "Ich sähe es wirklich gern, wenn sich Herr Piech nach einer gewissen Zeit bei VW wieder mit Rat und Tat einbringen würde". In aller Deutlichkeit antwortete der niedersächsische Ministerpräsident damit auf die Frage von Automobilwoche, ob die Tür des Mehrmarkenkonzerns für den langjährigen Chef des Aufsichtsrats nach dessen Demission offen stehe. Weil, selbst VW-Aufseher, hatte Piechs Wirken in dem wichtigen Gremium der Wolfsburger lange genug erlebt – wohlverstanden an guten wie an schlechten Tagen –, um die hohe Bedeutung des Patriarchen für Wohl und Wehe des größten Autoherstellers Europas ermessen zu können.
Weil liegt richtig. So schwierig bis fast ausgeschlossen es derzeit auch anmuten mag, dass Ferdinand Piech und Konzernchef Martin Winterkorn nach dem "Distanz"-Debakel wieder vertrauensvoll kooperieren können, zu wünschen wäre es schon. Zum einen gebietet Piech über das technische wie kaufmännische Verständnis, um die vielfältigen "Druckstellen" des VW-Konzerns aufspüren, analysieren und abstellen (lassen) zu können. Zum anderen hat er auch nach seinem Rückzug aus dem Rat das unabdingbare interne Standing, um entsprechende Vorstöße auf den Wolfsburger Weg zu bringen. Und zwar nachhaltig.
Auch Winterkorn wird das wissen. In seiner Rede vor den Anteilseignern in Hannover dankte er seinem langjährigen Förderer Piech trotz der jüngsten Dissonanzen persönlich und hob die Verdienste des Salzburger VW-Granden unmissverständlich hervor. Im richtigen Ton – nicht übertrieben, nicht allzu formell, auf den Punkt. Es ist gut, dass man bei VW nach äußerst unruhigen Wochen nun wieder einigermaßen ungestört an die Arbeit gehen kann, langweilig wird es dort ganz gewiss nicht im Tagesgeschäft. Noch besser jedoch wäre es, wenn sich Piech und Winterkorn aussprechen könnten. Das muss, das kann vermutlich nicht sofort geschehen. Perspektivisch allerdings sollte Piech sich weiter einbringen bei VW. Nach einer "gewissen Zeit", wie Stephan Weil betonte. Aber eben "mit Rat und Tat".