München. Unternehmen, besonders solche, in denen traditionelle Hierarchien mit einzelnen „Stars“ existieren, müssen ihre Unternehmenskultur verändern, wenn sie mehr Frauen in Führungspositionen sehen möchten. Das ergibt eine neue Studie, die Professor Jochen Menges von der WHU – Otto Beisheim School of Management zusammen mit Forschern der London Business School und dem University College London durchgeführt hat.
Die Forscher fanden heraus, dass das soziale Umfeld innerhalb einer Organisation und die Beziehung der Mitarbeiter zueinander starken Einfluss darauf haben, ob eher Frauen oder Männer als charismatische Führungskräfte wahrgenommen werden.
Laut der Studie, für die Daten von über 500 Personen in drei separaten Untersuchungen ausgewertet wurden, wirken weibliche Führungskräfte innerhalb eines von Zusammenhalt geprägten sozialen Umfelds charismatischer als ihre männlichen Kollegen. In einem solchen Umfeld findet sich vor allem eine Vielzahl informeller, engerer Beziehungen. Im Gegensatz dazu wirken männliche Führungskräfte in einem zentralisierten, hierarchischen Umfeld charismatischer als ihre weiblichen Kolleginnen.
„Wir haben Teilnehmern in einer unserer Untersuchungen identische Informationen zu einer Führungskraft gegeben und nur jeweils den Namen der Führungskraft geändert: Michelle oder Michael. Wir konnten feststellen, dass Michelle in sozialen Strukturen, die von Zusammenhalt geprägt sind, als charismatischer wahrgenommen wurde, während Michael in einem hierarchischen Umfeld auf Teilnehmer charismatischer wirkte”, so Jochen Menges. Selbst wenn männliche und weibliche Führungskräfte sich gleich verhielten und die gleichen Leistungen erbrächten, würden ihre Führungsqualitäten unterschiedlich bewertet, je nachdem, in welchem Umfeld sie arbeiten, so das Resümee.
„In hierarchischen Strukturen, wie beispielsweise Investmentbanken, in denen einzelne ‚Stars‘ im Mittelpunkt stehen, ist es unwahrscheinlicher, dass Frauen als charismatisch wahrgenommen werden, da sie nicht dem hier vorherrschenden stereotypen Bild einer Führungskraft entsprechen – nämlich dem des beherrschenden, dominanten Leader mit hohem Status und großer Macht“, sagt Professor Raina Brands von der London Business School. Frauen falle es in einem solchen Umfeld schwerer, es mit männlichen Konkurrenten aufzunehmen, denn sie befänden sich in einem sozialen Kontext, in dem ihre Führungsqualitäten leicht übersehen würden. Das sei einer der Gründe, warum diese Sparten so stark männerdominiert seien.