Freizeitfahrzeuge boomen – Deutschland hat ein Problem

Urlaub im Reisemobil oder Wohnanhänger wird in Deutschland immer beliebter. Im Gesamtjahr 2020 wurden laut Zahlen des Industrieverbands Caravaning 107.203 Freizeitfahrzeuge (Caravans und Reisemobile) neu zugelassen, das entsprach einem Plus von 32,6 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Jahr.

Zwischen Januar und Juli dieses Jahres kamen 74.957 Freizeitfahrzeuge hinzu (+6,2 Prozent), wobei die Reisemobile zwar um 13,5 Prozent zulegten, die Caravans jedoch einen Rückgang von 12,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichneten. Die Besitzumschreibungen von Freizeitfahrzeugen in Deutschland gingen im ersten Halbjahr um 9,9 Prozent nach oben.

Anlässlich der Eröffnung des Caravan Salon 2021 in Düsseldorf (28. August bis 5. September) sagte Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands: "Urlaub im Wohnmobil oder Wohnwagen boomt. Bereits vor Corona stieg die Zahl der neu zugelassenen Reisemobile kontinuierlich an." Die Reisebeschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie hätten den Trend verstärkt.

Das bringe jedoch ein Problem mit sich: "Insgesamt sind in Deutschland rund 1,8 Millionen Campingfahrzeuge zugelassen, darunter Wohnmobile, Wohnwagen und umgebaute Transporter. Dem stehen derzeit lediglich etwa 2800 geöffnete Campingplätze mit rund 208.000 Stellplätzen gegenüber." Der schleppende Ausbau der Camping-Infrastruktur stehe in einem "krassen Missverhältnis" zu den rasant steigenden Zulassungszahlen von Reisemobilen und Wohnwagen.

Dieser Mangel führe zu Schwierigkeiten wie nicht sachgerecht entleerten Chemietoiletten, zurückgelassenen Müllbergen und einer Zunahme von Campern an nicht dafür ausgewiesenen Stellen. Um dem entgegenzuwirken, müsse die Regional- und Lokalpolitik handeln. "Bei der Campinginfrastruktur sind andere europäische Länder wie Frankreich bereits deutlich weiter", sagte Bühler: "Hier besteht in Deutschland Nachholbedarf."

Der Caravan Salon findet in diesem Jahr zum 60. Mal statt. Er ist die weltweit größte Messe für Reisemobile und Caravans. 645 Aussteller – 91 Prozent mehr als im Vorjahr – präsentieren ihre Produkte in 13 Hallen und auf dem Freigelände. Vor Ort gilt die 3-G-Regel, das Gelände darf also nur betreten, wer geimpft, genesen oder getestet ist. Zusätzlich gibt es erstmals die Möglichkeit, digitale Angebote wie Matchmaking, Online-Produkt-Präsentationen, Video-Showrooms und ein hybrides Forum im Bereich Tourismus wahrzunehmen. (mer)

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Aus dem Datencenter:

Neuzulassungen von Reisemobilen in Deutschland in 2020