Für die FAZ scheint der Fall klar: "Stadler hätte die Verantwortung für den Skandal übernehmen müssen", kommentiert das Blatt, auch wenn er tatsächlich von seinen Entwicklern nie über technische Details informiert worden sei. Die FAZ echauffiert sich zudem einmal mehr darüber, dass VW von der Diesel-"Thematik" spreche. Der Volkswagen-Konzern sei nicht bereit, "die Dinge beim Namen zu nennen". Im Gegenteil, man rede von neuem Selbstbewusstsein – betreibe im Übrigen "eine Unternehmensstrategie von Gnaden der IG Metall". Das sitzt.
Ähnlich kommentiert die Frankfurter Rundschau das "Wording" des VW-Konzerns: "Der Abgasskandal wird sowohl bei Konzernmutter VW wie auch bei Premiumtochter Audi immer noch verniedlichend 'Diesel-Thema' genannt. Fast scheint es so, als wäre die Holzhammermethode der Staatsanwaltschaft nötig gewesen, um die Manager wach zu bekommen."
Die Frankfurter Allgemeine glaubt zudem nicht mehr an Veränderungen in der VW-Welt: "In Wolfsburg und Ingolstadt hat man die Zugbrücken hochgezogen. Frei nach Pippi Langstrumpf: 'Ich mach' mir die Welt, wie sie mir gefällt.' Gefallen muss sie dem Vorstand, dem Gesamtbetriebsrat, der Politik sowie den zerstrittenen Familien der Anteilseigner Piech und Porsche. Das sind schlechte Voraussetzungen, um den Wandel hin zur Elektromobilität zu schaffen, effizienter zu werden - und gegenüber der Öffentlichkeit auf gut Deutsch die Wahrheit zu sagen."
Die Süddeutsche Zeitung titelt platt: "Vorsprung durch Schummeln" - in Anlehnung an den Audi-Claim "Vorsprung durch Technik". Über Stadler heißt es dort: "Und Stadler? Der, meinen einige, sei so etwas wie die Konzern-Katze: ein Mann mit sieben Leben. Wenn das so ist, dann wäre die Frage: Wie viele Leben hat er eigentlich noch?" An anderer Stelle im selben Blatt: "Eine alte Frage, die schon als positiv beantwortet galt, stellte sich neu: Kriegt ein Betriebswirt wie Stadler die Ingenieurbude Audi in den Griff?"
Das beantwortet der Kommentar der SZ schließlich eindeutig, demnach ist der Audi-Chef nicht mehr zu halten:"Fassungslos stellt man fest, dass die jahrelange Führungskraft Stadler weiter im Amt bleiben will. Wann endlich ringen sich Eigentümer- und Arbeitnehmervertreter unabhängig vom Stand der Ermittlungen dazu durch, mit neuen Leuten von außen glaubwürdig einen Neuanfang zu starten?".
Anders die Augsburger Allgemeine, wo man mehr Verständis für den VW-Konzern und seine Tochter Audi aufbringt und einen Absetzen des Audi-Chefs für den falschen Weg hält: "In der Glitzerwelt der Premium-Automobile zählt nichts mehr als das Image. In Amerika ist es bereits hinlänglich 'gelungen', Volkswagen im Ansehen zu demontieren. Dort sind genügend protektionistische Kräfte am Werk, denen die Stärke der deutschen Autoindustrie ein Dorn im Auge ist. Deutschland sollte nicht den Fehler machen, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Anders als etwa die USA oder Frankreich, denen die heimischen Industrien heilig sind, neigt ausgerechnet unsere 'Autonation' zum Übereifer."
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