Ford plant keine Radikalkur in Deutschland

Ford hat am Dienstag Medienberichte aus den USA über angeblich geplante massive Stellenstreichungen im Konzern zurückgewiesen. Richtig sei, dass Ford weiter seine Effizienz steigern müsse und werde, dabei seien aber keine radikalen Schritte geplant, sagten mehrere Verantwortliche von Ford der Automobilwoche.

"Wir sind ständig damit beschäftigt, unsere Effizienz und Produktivität zu steigern. Ich kann aber nicht bestätigen, dass wir dazu in Europa mit massiven Stellenstreichungen planen,"sagte Karl J. Anton, Direktor für alle Produktionsstätten von Ford in Europa.

"Wir waren selbst überrascht von den Berichten aus den USA," sagte ein Sprecher von Ford Deutschland. "Es gibt definitiv keinen Plan, in Deutschland pauschal zehn Prozent der Stellen abzubauen", betonte er.

Auch GesamtbetriebsratschefMartin Hennigwies die Berichte zurück. "Ich bin schon seit 42 Jahren bei Ford. Solche Berichte über drastische Jobkürzungen hat es immer wieder einmal gegeben. Richtig ist daran nur, dass die Unternehmensführung unter Druck steht, weil sie hohe Investitionen in Zukunftstechnologien finanzieren muss und gleichzeitig neigt sich der Boom in Amerika dem Ende zu."

Die Ford-Vertreter äußerten sich am Rande einer Veranstaltung zum Produktionsstart der achten Generation des Ford Fiesta im Kölner Stammwerk.

Produktionschef Anton sagte zu den Spekulationen über erforderliche Produktivitätssteigerungen: "Unser Werk in Köln-Niehl ist eines der effizientesten Werke in der Automobilbranche weltweit." Genaue Angaben zur Effizienz wollte er nicht machen, er fügte aber hinzu: "Weltweit wurden zuletzt wieder im Harbour-Report 183 Werke miteinander verglichen. Mit einer Position unter den ersten 30 wären wir nicht zufrieden. Wir sind deutlich besser."

Allerdings dürfe man sich nicht auf diesem Erreichten ausruhen. "Wir sollten nicht vergessen, dass die schlanken Prozesse und unser Erfolg (...) morgen die gelebte Praxis in anderen Teilen der Welt sein werden."

Bereits die üblichen Modernisierungen und neuen Organisationsstrukturen würden jährlich zur Steigerung der Effizienz beitragen, sagte Anton der Automobilwoche. "Wir werden immer besser, aber die Fahrzeuge werden auch immer komplexer. Zum Teil werden dadurch unsere Effizienzverbesserungen wettgemacht." So bauen in der Montage des aktuellen neuen Fiesta noch genau so viele Mitarbeiter wie bei der weit einfacheren ersten Generation vor 41 Jahren.

Ford hatte 2015 eine Betriebsvereinbarung für die deutschen Standorte getroffen, die erhebliche Flexibilisierungen ermöglichte. Seither kann zum Beispiel die Arbeitszeit pro Schicht um eine halbe Stunde erhöht oder verringert werden. Für Mehrarbeit gibt es weiterhin eine Überstundenprämie.

Ford könne nun auch sehr kurzfristig auf Nachfrageschwankungen in der Fertigung reagieren, sagte der Leiter des Kölner Montagewerkes, Vic Daenen, der Automobilwoche. "Wenn es nötig ist, können wir mit fünf Tagen Vorlauf die Schichten neu organisieren."

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