Ford Köln verliert Kompetenzen

Ford verlagert die Kompetenz für die weltweite Fahrwerksentwicklung aus Deutschland in die USA. "Wir stellen die Produktentwicklung neu auf. In diesem Zusammenhang werden einige Bereiche von Europa in die USA abgegeben, andere kommen von den USA nach Europa. Die Fahrwerksentwicklung gehört zu den Bereichen, die wir abgeben," sagte ein Sprecher des Unternehmens der Automobilwoche.

Damit verliert Ford Europa eine wesentliche Kernkompetenz. Seit 2008 ist im Entwicklungszentrum in Köln-Merkenich die Fahrwerkstechnologie für die Ford-Modelle weltweit entwickelt worden. Die Mitarbeiter sollen nun weiterhin dort arbeiten, allerdings unter amerikanischer Leitung.

Es werde auch noch andere Bereiche in der Entwicklung geben, die künftig in Nordamerika gestaltet würden, sagte der Sprecher weiter. Einzelheiten werde Ford dazu aber erst später bekanntgeben.

Jörg Beyer, Geschäftsführer Produktentwicklung von Ford Deutschland und Executive Director der Produktentwicklung von Ford in Europa, sagte dem "Kölner Stadtanzeiger": "Wir zentralisieren Entwicklungsverantwortung im Konzern und nehmen gleichzeitig neue, zusätzliche Entwicklungsaufgaben für Ford Europa an Bord."

Ford-Deutschlandchef Gunnar Herrmann sagte unterdessen, dass Ford den massivsten Umbau seiner Geschichte betreibe. "Bis Ende des Jahres 2019 werden rund 80 Prozent aller Beschäftigten von den Veränderungen betroffen sein," sagte er bei einer Veranstaltung in Frankfurt. "Wir lassen in der Tat keinen Stein auf dem anderen." Das Unternehmen verlange dabei sehr viel von seinen Mitarbeitern, dies sei ihm klar. "Es hilft ungemein, wenn man in einer solchen Situation bodenständig ist. Man muss das Ohr an der Basis haben und zuhören," sagte Herrmann.

Mit der Entscheidung zur Kompetenzverlagerung schwächt Ford sowohl den Standtort Köln als auch die Position von Ford of Europe im weltweiten Konzernverbund. Welche Entwicklungskompetenzen letztlich noch in Europa verbleiben, blieb zunächst ungewiss.

Nach herben Verlusten hat Ford gerade erst den Abbau von 12.000 Arbeitsplätzen in Europa angekündigt, 5400 davon in Deutschland. Der Autobauer plant eine umfangreiche Kooperation mit dem Konkurrenten VW, in deren Rahmen Ford die Wolfsburger beim Bau von Pick-ups für den amerikanischen Markt unterstützen soll, während die Amerikaner von VW den Elektro-Baukasten MEB bekommen.

Ford ist beim Thema E-Mobilität bislang schwach aufgestellt, braucht aber Elektroautos, um die strengeren CO2-Vorgaben der EU zu erfüllen und hohe Strafzahlungen zu vermeiden. Ein Knackpunkt der Verhandlungen sind die Kosten. Berichten zufolge könnte die Zusammenarbeit sich auch auf den Bereich autonomes Fahren erstrecken. VW hat seine Kooperation mit dem Start-up Aurora bereits aufgelöst.

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