Die Automobilwoche hat am Mittwochabend über ein Statement des Volkswagen-Konzerns berichtet, mit dem die Wolfsburger auf die Attacke von FDP-Generalsekretärin Nicola Beer reagierte. Beer hatte VW-Chef Matthias Müller einen "Diesel-Judas" genannt und ihn per Nachrichten-Dienst Twitter gefragt, was er denn dazu beitrage, dass neue Technologien und emissionsfreie Kraftstoffe schneller kämen. Wörtlich hieß es in dem Tweet "Oder nur Abgreifen von noch mehr Subventionen?"
VW reagierte ungewohnt deutlich, Automobilwoche.de griff das Statement auf - mit unbeabsichtigtem aber erfreulichem Effekt:
Kurze Zeit nach der Berichterstattung der Automobilwoche, hat Beer erneut über Twitter auf die von VW ausgesprochene Einladung nach Berlin reagiert, die sie auf Automobilwoche.de gesichtet hatte.
Automobilindustrie ist in der Pflicht, F&E voranzutreiben. Nicht Aufgabe der Steuerzahler, Abgasprobleme zu lösen. @fdp setzt sich für Technologieoffenheit ein. Nehme Einladung @Volkswagen zu Besuch in Wolfsburg gerne an und freue mich auf den Dialog. https://t.co/d14bnBr9hd
— Nicola Beer (@nicolabeerfdp) 13. Dezember 2017
Die Debatte über die Zukunft der Diesel-Subventionen scheint damit ins Rollen zu kommen. Schön, dass wir behilflich sein konnten!
Die Grünen haben Beer derweil für ihre Wortwahl hart kritisiert. Fraktionsvize Oliver Krischer: "Müller (...) mit einem Judas-Vergleich zu belegen, ist völlig inakzeptabel. Da ist eine Entschuldigung fällig."
Ein VW-Sprecher hatte noch höflich formuliert: "Die spezifische Wortwahl von Frau Beer zu bewerten, überlassen wir lieber anderen. Wobei sich schon die Frage stellt, ob das die politische Diskussionskultur ist, die Deutschland voran bringt."
Der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöfer begrüßte den Vorstoß Müllers. Es gebe keinen Grund, der die Diesel-Steuervorteile beim Sprit rechtfertige. "Wir fahren weiter in die falsche Richtung, also in die Vergangenheit statt in die Zukunft."
Im Interview mit dem Handelsblatt sagte Bosch-Chef Volkmar Denner dagegen: Eine Abschaffung der Steuervorteile "würde eine Entwicklung beschleunigen, die für große Teile der Automobilindustrie kaum verkraftbar wäre".
Der ZDK hat sich der Kritik an Müller dagegen angeschlossen. "Erst löst VW durch manipulierte Dieselfahrzeuge einen Flächenbrand aus, und dann kippt der Chef auch noch Brandbeschleuniger drüber", erklärte Hauptgeschäftsführer Axel Koblitz. Millionen von Autofahrern hätten sich einen teuren und hoch besteuerten Diesel gekauft, um bei den Kraftstoffkosten zu sparen und etwas für den Klimaschutz zu tun. Sie stünden jetzt angesichts drohender Fahrverbote und massiver Wertverluste ihrer Fahrzeuge vor einem Scherbenhaufen.
Der VW-Chef hatte dem "Handelsblatt" gesagt: "Wenn der Umstieg auf umweltschonende E-Autos gelingen soll, kann der Verbrennungsmotor Diesel nicht auf alle Zeiten weiter wie bisher subventioniert werden." Fachleute und Umweltexperten hatten sich ebenfalls gegen dieses Diesel-Privileg gewandt.
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