"Ulrich Weiß - Entwicklung Dieselmotoren Audi Neckarsulm" - so steht es noch heute im Profil eines großen sozialen Netzwerks. Dabei ist Weiß seit geraumer Zeit nicht mehr bei Audi beschäftigt. Der ehemalige Chef der Diesel-Motorenentwicklung musste seinen Stuhl im Zuge des Abgasskandal räumen. Doch Weiß sieht sich als Bauernopfer, klagte auf Wiedereinstellung. So berichtet es heute auch das Handelsblatt.
Am Mittwoch wurde vor dem Arbeitsgericht verhandelt. Spannender als die Frage, ob Weiß wieder eingestellt werden müsste, ist die Frage: Was wusste Audi-Chef Stadler über den Betrug an den Diesel-Motoren und vor allem, wann wusste er davon?
Stadler hatte bisher ausgesagt, erst Ende 2015 in Kenntnis gesetzt worden zu sein. Zu dieser Zeit wurde die Konzernspitze offiziell von den amerikanischen Behörden kontaktiert.
Weiß legte dem Gericht nun aber wohl neue Dokumente vor. Sie sollten zeigen, dass Stadler spätestens ab 2012 von dem Einbau der Betrugssoftware wusste. Audi habe mit seiner Entlassung von den eigentlich Verantwortlichen ablenken wollen, sagte Weiß‘ Anwalt Hans-Georg Kauffeld.
Laut Kauffeld, so das Handelsblatt, waren sich die Beteiligten im sogenannten Audi-Produkt-Kreis und dem Audi-Produktsteuerungs-Kreis einig, Schummelsoftware zur Adblue-Deckelung einzusetzen. "Intern herrschte immer Transparenz, was die Adblue-Deckelung anbelangt", zitiert das HB den Anwalt. Weiß habe dem Gericht eine Excel-Tabelle mit 20 Dokumenten vorgelegt, wonach er immer darauf gedrängt habe, die Adblue-Deckelung aufzuheben.
Weiß‘ Anwalt dagegen präsentierte ein Dokument vom 27. November 2012, aus dem angeblich klar hervorgeht, dass das Thema Adblue schon 2012 im Steuerungskreis und damit auch bei Stadler angekommen war. Dort heißt es: "In den USA entsprechen die heutigen Fahrzeugkonzepte nicht mehr den aktuell mit den Behörden ausgehandelten Zulassungsbestimmungen."
Die Audi-Anwälte betonten, so das Blatt weiter, sie könnten zu den Dokumenten von Weiß nichts sagen, weil sie ihnen unbekannt seien. Die von Volkswagen beauftragte Kanzlei Day Jones will die Aufklärung des Skandals bis Ende März abschließen. Waren die von Weiß präsentierten Dokumente Jones Day tatsächlich nicht bekannt und sollten sie eine tiefere Verstrickung von Stadler in den Abgasskandal nahelegen, wird es für den Audi-Chef eng.
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