Im Geschäftsjahr 2018 musste Jaguar Land Rover einen Verlust von mehr als vier Milliarden Euro hinnehmen. Als Reaktion wurden Sparmaßnahmen eingeleitet, darunter auch der Abbau von weltweit 4500 Stellen; bis Mitte 2020 sollen so fast drei Milliarden Euro eingespart werden.
Neben hohen Abschreibungen von mehr als drei Milliarden Euro lag der Kollaps des britischen Autobauers auch am schlechten Geschäft in China. Der Absatz in dem Land war zu der Zeit um 22 Prozent eingebrochen. In einem Interview mit der Automobilwoche-Schwesterpublikation "Automotive News Europe" hat Vertriebs- und Marketingchef Felix Bräutigam nun erklärt, wie es in China heute um JLR steht – und wie die Pläne des Herstellers dort aussehen.
Den Einbruch des chinesischen Automarktes nach Jahren des Booms vergleicht Bräutigam in dem Gespräch mit einem Erdbeben. Trotzdem habe man bewusst nicht um jeden Preis den Absatz ankurbeln wollen – stattdessen habe man die Produktion reduziert. "Wenn wir in China ein schmutziges Rabattspiel anfangen und in einem relativ jungen Markt Anteile einkaufen, was macht das mit unserer Marke? Es sagt aus, dass wir eine Rabattmarke sind, und das passt nicht zu dem, wofür Jaguar und Land Rover stehen sollten."
Man erkenne in China heute erste Anzeichen einer Erholung. Man habe an der Kostenseite gearbeitet, etwa durch die Vereinfachung des Produktangebots. Das habe dazu geführt, dass JLR in China wieder wachse. "Ich sage nicht, dass wir die Wende schon geschafft haben, aber wir sind geduldig", sagt Bräutigam in dem Interview. Der Markt sei noch immer rückläufig, man habe es dort weiterhin mit makroökonomischem Gegenwind zu tun. Aber die Mühe werde sich auszahlen: "Was wir jetzt richtig und falsch machen, hat Einfluss auf unseren Erfolg in China, was der größte Premium-Markt der kommenden zehn bis zwanzig Jahre sein wird."
Bei allen Chancen auf dem chinesischen Markt erwartet Bräutigam auch einen harten Kampf mit aggressiven Teilnehmern insbesondere im Premium-Segment. Unter anderem wegen des Preisdrucks könne es außerdem zu einem "schmutzigen Markt" werden. "Das ist ein Spiel, das wir nicht mitspielen wollen."
Stattdessen wolle man so starke Anreize setzen – vor allem in Nischen –, dass genügend chinesische Kunden sagen: "Das ist genau das, was ich will." Und wenn dann doch jemand nach einem Nachlass frage, könne man darauf antworten: "Wir scheuen für Sie keine Mühen, also tut es uns leid, aber das ist der Preis."(mer)
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