"Erotische Blütezeit" der Autobranche kommt erst noch

In den vergangenen Tagen hat eine Studie der Unternehmens- und Management-Beratung Ernst & Young einiges Medienrauschen verursacht. Die Kernthesen der Urheber: Studenten wollen vor allem in den öffentlichen Dienst und die Attraktivität der Autoindustrie bricht ein.

Beidem widerspricht nun Michael Zondler, Personalexperte und Geschäftsführer des Autoindustrie- beziehungsweise Mobilitäts-Personaldienstleisters Centomo. Seine Gegenthese: Die Automobilindustrie hat ihre "erotische Blütezeit" erst noch vor sich.

Laut der Studie von Ernst & Young wollen 41 Prozent der befragten Studenten Staatsdiener werden. Die Automobilindustrie – vor zwei Jahren mit 22 Prozent noch drittbeliebtester Arbeitgeber – sei nur noch für acht Prozent der Studenten attraktiv.

Zondlers Kritik daran: "Zum einen sind im öffentlichen Dienst gar nicht so viele Stellen verfügbar. In vielen Kommunen, die sich im Nothaushalt befinden, wird Personal abgebaut. Zum anderen leben wir in Deutschland beim Thema E-Government noch in der Steinzeit."

Kleine Länder wie Estland seien Deutschland da schon weit voraus. Dort ließen sich fast alle Behördenangelegenheiten bereits digital erledigen. Das werde auch in Deutschland schon bald Realität sein.

Es gebe keine "Wärmestuben und Nischen" mehr, wo man vom Berufseinstieg bis zur Rente in völliger Sicherheit arbeiten könne.

Die EY-Angaben zur nachlassenden Attraktivität der Autoindustrie will Zondler nicht überbewerten: "Das Ergebnis überrascht mich nicht so sehr."

Das Image der Autobranche hat in den vergangenen Jahren gelitten – etwa wegen des Abgas-Skandals und des angeblichen Autokartells in Deutschland.

Dem will Zondler nun die "Mobilitätsrevolution" entgegensetzen: "Mit dem autonomen Fahren, der Digitalisierung der Branche, der Arbeit an umweltschonenderen Antrieben etc. stehen wir vor einem Big Bang."

Die Unternehmen müssten aber noch stärker als bisher ran an die Schulen und die Universitäten, um jungen Menschen zu vermitteln, "wie spannend und erfüllend eine Mitgestaltung dieses Mobilitätswandels sein kann". (mer)

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