"Der Aufsichtsrat der Audi Aktiengesellschaft schlägt der diesjährigen Ordentlichen Hauptversammlung am 18. Mai 2017 die Entlastung aller amtierenden Mitglieder des Vorstands für das Geschäftsjahr 2016 vor", so beginnt die Mitteilung der Audi AG. Wie üblich folgen die Sätze, dass der Aufsichtsrat damit gegenüber dem amtierenden Vorstand sein Vertrauen ausdrücke etc.pp.
Soweit nichts ungewöhnliches. Allerdings folgt ein Satz, der aufhorchen lässt: "Vor dem Hintergrund noch laufender Untersuchungen schlägt der Aufsichtsrat vor, die Entlastung von Dr. Stefan Knirsch, der am 23. September 2016 aus dem Vorstand der Audi AG ausgeschieden ist, zu vertagen."
Die Gründe leuchten ein: Knirsch musste seinen Posten Ende September 2016 räumen, weil er angeblich schon frühzeitig von der Manipulationssoftware in Audis Dreiliter-Dieselmotoren gewusst haben soll. Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt im Zuge des Dieselmanipulation gegen Unbekannt. Am Tag der Jahrespressekonferenz hatten Ermittler aus München Büros in Ingolstadt und Wolfsburg durchsucht.
Knirsch war nur knapp neun Monate im Amt, das er Anfang des Jahres von Ulrich Hackenberg übernommen hatte, der ebenfalls über den Abgas-Skandal gestolpert war. Hackenberg wiederum war weniger als zwei Jahre zuvor als Ersatz für Wolfgang Dürheimer geholt worden, der nur neun Monate auf dem Posten geblieben war. Dürheimers Vorgänger Michael Dick war 2012 in Rente gegangen.
Für Knirsch übernimmt ab dem 1. Mai - und damit früher als gedacht - Peter Mertens, der bisher in derselben Position bei Volvo tätig war.
Abgesehen von der Personalie Knirsch stellt Audi noch klar, dass "mit der vorgeschlagenen Entlastung durch die Hauptversammlung geht kein Verzicht auf mögliche Schadensersatzansprüche gegen einzelne Personen einhergehe".
So hatte auch schon die Konzernmutter Volkswagen informiert. Der Aufsichtsrat prüfe seit Bekanntwerden der Dieselthematik entsprechend seiner gesetzlichen Pflichten, ob er verpflichtet ist, Schadensersatzansprüche gegen einzelne Vorstandsmitglieder geltend zu machen. "Diese Prüfung dauert nach wie vor an", so Audi.
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