Für die Unternehmen der britischen Autoindustrie wird es keine gemütliche Vorweihnachtszeit: Am 12. Dezember wählen die Briten ein neues Unterhaus, der konservative Premierminister und Brexit-Hardliner Boris Johnson gilt als Favorit – ein harter Brexit Ende Januar ist damit durchaus denkbar.
Schon in der Vergangenheit hatte der Branchenverband SMMT (Society of Motor Manufacturers and Traders) vor den Folgen gewarnt, sollte es nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zu Zöllen bei der Ein- und Ausfuhr von Waren kommen. Diese Warnung hat der Verband jetzt erneut ausgesprochen – mit eindrücklichen Zahlen.
Demnach würde die Autoproduktion im Vereinigten Königreich in einem solchen Szenario um ein Drittel einbrechen – auf nur noch eine Million Pkw bis zum Jahr 2024, wie das Branchenportal "Automotive News Europe"und andere britische Medien den Verband zitierten. Hersteller würden die Fertigung zum Teil in andere Länder verlegen, wo die Bedingungen für sie besser seien.
Im Jahr 2018 lag die britische Autoproduktion bei 1,5 Millionen Autos. Im laufenden Jahr beträgt das Minus bereits knapp 16 Prozent. Neben dem Brexit-Hickhack spielen dabei auch andere Faktoren wie die gesunkene Diesel-Nachfrage eine Rolle.
Laut der SMMT müsste die neue Regierung das "weltbeste" Handelsabkommen mit der EU schließen, um die negativen Folgen für die Industrie abzufedern. Die Unternehmen seien auf einen reibungslosen Warenverkehr, Zollfreiheit und regulatorische Angleichung angewiesen. Die Autoindustrie ist Großbritanniens größter Exporteur von Waren.
Sollte Großbritannien im Handel mit der EU auf WTO-Tarife zurückfallen, würde das der SMMT zufolge jährlich schlimmstenfalls mehr als 3,2 Milliarden Pfund (3,8 Mrd. Euro) auf die Herstellungskosten aufschlagen.
Verschiedene internationale Autokonzerne haben deshalb bereits davor gewarnt, ihr Engagement in Großbritannien zu überprüfen, sollte sich die Lage in dem Land für sie verschlechtern; darunter Nissan, die Japaner betreiben in Sunderland Englands größte Autofabrik mit 7000 Mitarbeitern. Auch PSA hat angekündigt, dass der Betrieb des Vauxhall-Werkes vom tatsächlichen Ausgang des Brexit abhänge. (mer)
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