Mit Charly fing alles an. Den Bulli Jahrgang 1989 erbte Bastian Thiere 2011 von Oma und Opa. Der damals 25-Jährige tat sich mit seinen vier Freunden und Mit-Studenten der TU-Dresden Stefan Marsch, Gregor Wendt, Martin Wesner und Richard Vetter zusammen und macht "Charly" wieder flott. Das erwies sich als hervorragende Idee. Jeder wollte ihn leihen - für einen Umzug, für einen Ausflug, für einen Großeinkauf. Im Grunde eine feine Sache, den jeder war bereit dafür auch ein paar Euro zu zahlen. Doch die ständigen Schlüsselübergaben nervten.
Das brachte die Freunde auf eine Idee. Die angehenden Maschinenbauer und Ingenieure entwickelten selbst eine Steuereinheit mit Mikrocontroller, über den sich das Fahrzeug von außen öffnen ließ - der Schlüssel lag drinnen parat. Das funktionierte so gut, dass ein Geschäft daraus wurde.
Im Mai 2013 gründeten die fünf Freunde "Carl und Carla". Charly bekam viele Brüder und Schwester. Solche mit und ohne Sitze. Die "Carls" für die Herren, die Möbeln und Bierkisten transportieren wollten und die "Carlas" mit 9 Sitzen und großem Kofferaum für Kindergeburtstage und Ausflüge oder auch als Tourbus.
"Wir haben Bullis in ganz Deutschland gekauft und sie nach den Orten benannt, aus denen wir sie hatten", erzählt Richard Vetter. 2015 verfranchisten die Gründer das System.
2016 führten Carl & Carla den T6 ein. Schließlich im März 2017 nahm das Start-up auf der Cebit an einem Pitch von VW teil. Mit Erfolg. Das Kleinunternehmen zog zur Weiterentwicklung seiner Idee im Frühjahr 2017 für 200 Tage in den Inkubator der Marke VW in der Dresdener Manufaktur ein. 15.000 Euro gab es obendrauf.
Mittlerweile ist die Flotte 150 Fahrzeuge stark, es gibt 30 Mietstationen in 7 Städten und verbaut wird bereits die dritte Generation des Mikrocontrollers. Von den fünf Gründern sind vier übriggeblieben. Sie halten gemeinsam alle Anteile am Unternehmen.
Wie es weitergeht: Mittelfristig soll es Carl & Carla in 40 Städten geben. Vor allem Städte mit um die 200.000 Einwohnern sind vielversprechend. Auch die Entwicklung Richtung Corporate Carsharing scheint ein Geschäft zu sein. „Wir stellen unsere Busse anderen Firmen zur Verfügung und vermieten diese dann in den ungenutzten Zeiten weiter“, erklärt Gregor Wendt. Handwerksbetriebe zum Beispiel brauchen für bestimmte Projekte gerne mal ein zusätzliches Fahrzeug - aber eben nur unter der Woche. An den Wochenenden könnte der Bulli dann für Privatumzüge genutzt werden.
DER START-UP STECKBRIEF
Name: Carl und Carla
Gründungsjahr: 2013
Unternehmenssitz: Dresden
Mitarbeiter: 4 Gründer + 2 Festangestellte
Gründer und Eigentümer: Gregor Wendt (IT & Software), Martin Wesner (Finanzen und GF), Bastian Thiere (IT & Software), Richard Vetter (Marketing & PR)
Geschäftsmodell: Transporter und Kleinbusse günstig vermieten - ohne physische Schlüsselübergabe
Partner: Die Marke VW hat Carl und Carla 2017 als eines von sechs Start-ups in den Inkubator in den Gläsernen Manufaktur eingeladen. Neben der Unterstützung durch Mentoren, gab es auch 15.000 Euro.
Umsatz/Gewinn: keine Angaben
Ziele: Mittelfristig in 40 Städten präsent sein und Corporate Carsharing anbieten.
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