München. Der direkte Wechsel des scheidenden Vorstandschefs Norbert Reithofer als Chef in den BMW-Aufsichtsrat sorgt für Diskussionen auf der Hauptversammlung. Der scheidende Chef des Aufsichtsrats, Joachim Milberg, hat am heutigen Mittwoch den Wechsel an die Spitze des Kontrollgremiums verteidigt. So blieben die "profunden Kenntnisse und Erfahrungen" Reithofers BMW erhalten. Der Aufsichtsrat und große Aktionäre seien sich einig, dass der Wechsel im Interesse von BMW liege.
Reithofer soll auf der heutigen Versammlung in den Aufsichtsrat gewählt werden und in der anschließenden Sitzung des Aufsichtsrats an die Spitze des Gremiums gewählt werden. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger sieht diesen Plan kritisch und hält "eine Interimsphase für unerlässlich". Sie wird gegen diesen Wechsel stimmen.
Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte den geplanten Wechsel und hofft, dass diese Vorgehensweise keine Nachahmer finden wird. Die DSW werde aber nicht gegen den Wechsel stimmen. "Wir schätzen Sie und Ihre Erfahrung", sagte Bergdolt an Reithofer gerichtet. Grundsätzlich hält sie eine zweijährige Abkühlungsphase für angemessen, bevor ein Vorstandschef dem Aufsichtsrat vorsteht.
Im Vorfeld der Hauptversammlung hatten einige Aktionärsvertreter den Wechsel von Reithofer kritisiert. Er widerspreche der üblichen Praxis und den Corporate-Governance-Empfehlungen. BMW bezieht sich auf das Aktienrecht: Wenn Aktionäre mit einem wesentlichen Stimmrechtsanteil den direkten Wechsel des Vorstandschefs an die Spitze des Aufsichtsrats empfehlen, ist dieser möglich.
Die deutsche Fondsgesellschaft Union Invest hatte angekündigt, für eine längere Wartezeit zu plädieren, bevor der Vorstandschef an die Spitze des Aufsichtsgremiums rückt.