Digitale Modellfabrik bis 2019

Sindelfingen. Daimler will sich neu erfinden. Die nächsten Schritte auf dem Weg zur Fertigung der Zukunft sind auf Produktmodule abgestimmte, weltweit einsetzbare Anlagenbausteine und einheitliche Gewerkestrategien. Zusammengeführt wird die konkrete Vision der Smart Factory schließlich noch in diesem Jahrzehnt in einer komplett nach den Methoden und Verfahren von Industrie 4.0 ausgelegten Referenzfabrik.

"Die Digitalisierung ist unsere Antwort auf die aktuellen Herausforderungen", sagt Markus Schäfer, Produktionsvorstand von Mercedes-Benz. Dazu zählt der frühere Tuscaloosa-Chef Variantenreichtum, volatile Märkte und die Individualisierungswünsche der Kunden. "Wir sind auf der Pole-Position bei der Individualisierung", ist der Produktionsmann überzeugt. "Die vertikale und horizontale Vernetzung unserer 26 Werke weltweit verschafft uns heute schon Wettbewerbsvorteile.

Voran getrieben wird das Konzept der Smart Factory in der Sindelfinger TecFabrik, wo die Produktion der Zukunft entwickelt und getestet wird. Ein wichtiger Punkt der neuen Fabrik: "An einigen Stellen fahren wir den Automatisierungsgrad zugunsten der Flexibilität zurück", erläutert Andreas Friedrich, Leiter der Technologiefabrik. "So werden wir künftig individuellste Kundenwünsche Just-in-Time umsetzen können."Schäfer ergänzt: "Unser Weg führt von der Massenproduktion zurück zur Einzelanfertigung. Die starre Automatisierung wird verschwinden."

Mit Blick auf die künftige Arbeitswelt ist Schäfer sicher: "Die Fabrik der Zukunft wird keineswegs menschenleer sein. Mensch und Roboter werden aber enger denn je zusammenarbeiten und so den Menschen spürbar entlasten."

Schon zum Start der Produktion der neuen E-Klasse, die im Januar in Detroit ihre Weltpremiere haben soll, kommen viele Elemente aus dem Baukasten der Smart Factory zum Einsatz. Dafür sorgte schon Andreas Friedrich, der aus der E-Klasse-Entwicklung in die Produktion wechselte.

So wurde die Montage der E-Klasse erstmals virtuell erprobt. Ähnlich wie eine Spielekonsole mit Bewegungssteuerung den Schwung beim Golf und die Schläge beim Tennis nachahmt, werden bei der virtuellen Montage täuschend echt Bauteile in einem Fahrzeug befestigt. Durch das Erproben mit dem Avatar können erfahrene Mitarbeiter einschätzen, wie sich die jeweilige Arbeit am besten bewerkstelligen lässt.