Ein Jahr lang hat Licht-Spezialist Osram einen neuen Chef für die Chiptochter Osram Semiconductors gesucht, nun ist er gefunden. Der BMW-Manager Dieter May kündigt auf dem Netzwerk LinkedIn selbst seinen Wechsel zum 1. Mai an.
"Für mich beginnt am 1. Mai ein neues Kapitel meine Karriere. Ich kehre zurück zu meinen Wurzeln in der Halbleiterbranche und betreibe nach 13 Jahren im Internet-Raum "digitale Entgiftung"", schreibt May dort.
Der Manager war die vergangenen fünf Jahre beim Autobauer BMW beschäftigt, zuletzt verantwortete er dort das Zukunftsgeschäft digitale Produkte und Dienstleistungen sowie die digitale Kundenschnittstelle. Bis 2017 war er beim Mobilfunkriesen Nokia als Senior Vice President für Mobiltelefon-Dienste verantwortlich und zuvor fünf Jahre beim Chiphersteller Infineon tätig.
Er begreife seinen neuen Posten als Chef der Osram-Halbleiter-Tochter als große Gelegenheit. Die nächsten Monate würden sicherlich aufregend - auch weil über den Einstieg von zwei Investoren (Bain Capital und Carlyle) bei Osram verhandelt würde.
"In meiner neuen Rolle werden mich alte Themen weiter begleiten", schreibt May. "Das Geschäftsumfeld verändert sich. Aggressive und disruptive Spieler aus China kommen auf den Markt und verstehen es, sich neue Wertschöpfungsmöglichkeiten zu schnappen (...)."
Bei Osram Semiconductors erwartet May keine einfache Aufgabe. Lange Zeit hatten Wachstumsraten und Umsatzrenditen den Aktienkurs in die Höhe getrieben. Kritiker werfen dem Ex-Chef der Sparte jedoch vor, er habe zu euphorisch in den zyklischen Abschwung investiert.
Osram hat kürzlich angekündigt, Stellen am Standort Regensburg zu streichen. Und macht damit einen großenTeil der Ausbaumaßnahmen der vergangenen Jahre wieder rückgängig. Allein am Standort Regensburg waren innerhalb von drei Jahren 800 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt worden. Jetzt fallen 300 feste Stellen und 200 Zeitarbeitsplätze wieder weg.
Die Gründe für die Probleme sind vor allem konjunktureller Natur. Insbesondere im Dezember habe sich der Marktrückgang etwa in der Automobilindustrie oder bei mobilen Geräten wie Smartphones beschleunigt, erklärte Osram.Ausschlaggebend dafür seien die anhaltenden Handelskonflikte, die Wachstumsschwäche in China und die allgemeinen politischen Unsicherheiten.
"Osram erzielt etwa die Hälfte seines Umsatzes mit Automotive-Produkten und wurde daher rasch und hart von dieser Entwicklung getroffen", teilte der Konzern mit.
May wird kräftig mit anpacken müssen, um den Konzern wieder in die Spur zu bringen.
Lesen Sie auch:
Osram führt Übernahme-Gespräche
Schwache Autoindustrie im ersten Quartal: Osram in den roten Zahlen