Die Probleme von Conti

Der Conti-Vorstand um Elmar Degenhart hat einen Brandbrief an die Manager des Konzerns geschrieben. Von einer "sehr ernsten Situation" und "personellen Konsequenzen" ist darin die Rede. Ein halbes Dutzend der 27 Geschäftsbereiche habe wiederholt selbstgesteckte Renditeziele verfehlt und damit Vertrauen in das Unternehmen zerstört, heißt es in dem Brief. Jetzt will der Vorstand schnell gegensteuern: "Auf diesem falschen Gleis fahren wir keinen Meter mehr", heißt es.

Conti befindet sich derzeit mitten in einem großen Umbau: Der Konzern soll als Holding gesteuert werden. Künftig soll es drei eigenständige Konzernteile geben: Reifen (Continental Rubber), Autozulieferer (Continental Automotive) und Antriebe (Continental Powertrain). Die Powertrain-Sparte bereitet sich auf ihren Börsengang vor, für die Zukunft ist auch ein Börsengang der Reifensparte nicht ausgeschlossen.

Schon im April hatte Conti zum ersten Mal seine Prognose senken müssen. Der starke Euro-Kurs machte vor allem der Reifensparte zu schaffen. Die Reifensparte ist bei Conti zwar kleiner als das Zuliefergeschäft, liefert aber einen höheren Gewinn.

Im August folgte die zweite Gewinnwarnung: Das Unternehmen rechnet jetzt nur noch mit einem Umsatz von 46 Milliarden Euro statt 47 Milliarden wie im Vorjahr. Die EBIT-Marge soll jetzt über neun Prozent liegen, zuvor war man von mehr als zehn Prozent ausgegangen. Vor allem zwei Probleme machten dem Unternehmen eigenen Angaben nach zu schaffen: Das Erstausrüstergeschäft in Europa und China und im Bereich ContiTech lag unter den Erwartungen und die Nachfrage nach Reifen war in beiden Regionen schwächer als erwartet. Der hohe Auftragseingang im Automotivegeschäft erhöht die Entwicklungskosten. Die Umstellung auf Elektro- und Hybridantriebe lässt die Kosten im Antriebsbereich steigen.

In diesem schwierigen Marktumfeld müssen Degenhart und seine Kollegen nun also gleichzeitig den Umbau des Konzerns vorantreiben und das Unternehmen dem allgemeinen Wandel der Autobranche hin zu autonom fahrenden Elektroautos anpassen – keine leichte Aufgabe. Hinzu kommt der Zeitdruck: Conti ist ein börsennotiertes Unternehmen, dessen Aktionäre am liebsten im Vierteljahrestakt Erfolgsmeldungen hören. In diesem Jahr haben sie schon zwei Gewinnwarnungen gehört. Sollte noch weitere schlechte Nachrichten hinzu kommen, dürfte der Druck auf den Vorstand weiter steigen – zumal es der Autobranche insgesamt trotz der Diskussion um den Dieselmotor immer noch gut geht.

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