„Ich empfinde es durchaus als Vorteil, als Frau in der Beraterbranche zu arbeiten“, sagt Iris Grewe, seit neun Jahren Partnerin bei BearingPoint. „Mitunter ist einem dadurch schneller die Aufmerksamkeit sicher. Von einem solchen Effekt profitiert natürlich jede Person, die anders aussieht als die Mehrheit der jeweiligen Gruppe.“
Die ‚Mehrheit der Gruppe‘, das sind in der Beraterbranche immer noch die Männer. Dunkler Anzug, gedeckte Krawatte, wenig Zeit – so das Klischee. Doch die Branche ist im Wandel. Das registriert auch Grewe, die das Geschäft von
BearingPoint in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz leitet. Denn die Beratungsbranche wird weiblicher. Laut einer Analyse des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU) lag der Anteil an Juniorberaterinnen in den einzelnen Unternehmen 2018 zwischen 35 und 49 Prozent, in der Unternehmensleitung im Schnitt bei 37 Prozent.Woran das liegt? Jedenfalls nicht an einer Frauenquote, sagt Grewe. „Von Quoten halte ich nicht viel. Wir rekrutieren die Besten und Passendsten. Wir gehen dabei nicht nach Geschlecht, sondern nach Fähigkeiten und Potenzial.“ Der Grund, warum der Frauenanteil wachse, liege gerade auch im Automotive Consulting an der Dynamik der Branche.
Da die Autobranche noch deutlich männlich geprägt ist, ergibt sich eine interessante Konstellation: Eine zunehmend weibliche Beraterbranche trifft auf eine mehrheitlich von Männern beherrschte Industrie. Grewe sieht darin kein Problem. „Ob der Konferenzraum nur mit Männern oder Frauen besetzt ist, ist nicht die Frage“, sagt sie. „Viel wichtiger sind das Know-how und der Einsatzwille, und das gilt in jeder Branche. Geschlecht – aber auch Alter oder Herkunft – spielen daher nicht die größte Rolle.“ Und je breiter die gefragten Kompetenzen gestreut sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die althergebrachte Männerdominanz schwindet.