Deutschland könnte mit über 1,7 Millionen produzierten E-Fahrzeugen bereits 2021 zum Weltmarktführer für E-Autos aufsteigen. Das geht aus dem McKinsey Electric Vehicle Index 2020 (EVI) hervor, mit dem die Unternehmensberatung regelmäßig die Entwicklung der E-Mobilität in den 15 wichtigsten Ländern misst. Europa wird demnach zum Hotspot der Elektromobilität: Die Verkäufe von batterieelektrischen Autos und Plug-in-Hybriden stiegen 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 44 Prozent auf über 600.000 Fahrzeuge. In China hingegen nahmen die E-Auto-Verkäufe nur um 3 Prozent auf 1,2 Mio. zu, in den USA schrumpfte der Markt sogar um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf gut 300.000 Autos.
Deutschland 2021 größter E-Autohersteller der Welt
"China bleibt weiterhin der größte Markt in der Welt, das Angebot lokaler chinesischer Produkte ist deutlich gestiegen", sagt Nicolai Müller, Seniorpartner im Kölner Büro von McKinsey. "Allerdings hat in Europa die Nachfrage sprunghaft angezogen. Weitere Dynamik ist zu erwarten – nämlich durch das steigende Produktangebot, mit dem die Hersteller die CO2-Grenzwerte erreichen wollen."
Bis 2021 müssen die Hersteller laut Studie über 2 Millionen E-Autos auf den Markt bringen, um Strafzahlungen an die Europäische Union zu vermeiden. Deutschland ist demzufolge mit über 110.000 verkauften E-Autos 2019 der drittgrößte Markt weltweit und absolut der größte in Europa. Mit einem Marktanteil von 2,8 Prozent für E-Autos liegt Deutschland im europäischen Durchschnitt – hier sind Norwegen mit fast 45 Prozent Marktanteil, Island (22 Prozent) und die Niederlande (13 Prozent) weltweit vorne. Auch die Modellauswahl ist in Europa besonders groß: Nach China mit knapp 170 verfügbaren E-Auto-Modellen folgt bereits Deutschland mit über 80 Modellen. Sechs weitere europäische Länder folgen auf den Plätzen drei bis acht.
"Die Modelloffensive der Hersteller ist in vollem Gange", sagt Patrick Schaufuss, Juniorpartner von McKinsey und Autor der Analyse. Bis 2024 habe die Industrie 600 neue E-Auto-Modelle angekündigt: Chinesische Autobauer liegen demnach mit 169 Modellen vorne, gefolgt von Japan (145) und Deutschland (102). "Das Augenmerk der Hersteller liegt dabei im mittleren und großen Fahrzeugsegment", erläutert Schaufuss. Der Anteil deutscher Hersteller an der weltweiten E-Auto-Produktion werde von 18 Prozent im vergangenen Jahr auf 29 Prozent im Jahr 2024 ansteigen. Damit könnte Deutschland mit über 1,7 Millionen produzierten E-Fahrzeugen bereits 2021 zum Weltmarktführer für E-Autos aufsteigen – knapp vor China.
Laut der McKinsey-Studie baut Tesla seinen Vorsprung als führender E-Auto-Hersteller weltweit aus: 2019 setzte das Unternehmen demnach 368.000 Fahrzeuge ab – davon allein 300.000 Mal das Model 3, das mit Abstand weltweit meistverkaufte E-Auto. Mit BMW (133.000 verkaufte E-Autos) und VW (85.000) liegen zwei deutsche Marken in den Top 10. Besonders Kompaktfahrzeuge mit 44 Prozent Marktanteil und SUVs (30 Prozent) konnten bei den Kunden punkten. Zudem setzt sich der Trend zu reinen batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) fort: 74 Prozent aller 2019 verkauften E-Fahrzeuge waren BEVs, Plug-in-Hybride kamen nur noch auf 26 Prozent Marktanteil. (os)
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