Frankfurt. Sollte sich die Mehrheit der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union, den sogenannten Brexit, stimmen, hätte das erhebliche Konsequenzen für die deutsche Autoindustrie: "Wir hätten schon enorme Herausforderungen zu bewältigen, wenn die Brexiteers gewinnen würden", sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich hoffe, dass uns das erspart bleibt." Wolfgang Bernhard, Chef der Lkw-Sparte von Daimler, warnte vor wirtschaftlichen Folgen für die Nutzfahrzeugindustrie und politischen Schäden: Im Moment bröckelt das alles. Ich kann mir nur wünschen, dass wir dieses Referendum, egal wie es ausgeht, zum Anlass nehmen, über Europa nachzudenken."
Wissmann zufolge haben deutsche Autobauer und Zulieferer in Großbritannien rund 100 Produktionsstätten. Großbritannien sei einer der wichtigsten Absatzmärkte für die deutsche Autoindustrie, umgekehrt sei Deutschland ein wichtiger Markt für auf der Insel gebaute Autos. "Wenn es zu einem Handelskonflikt Großbritanniens mit der Europäischen Union käme, wäre der Schaden für alle enorm und kaum abschätzbar", sagte Wissmann. Die britischen Industrie würde einen deutlichen Rückschlag erleiden. "Und es würde sicher an bestimmten Stellen auch zu einer Standortverlagerung kommen", warnte der VDA-Chef. Bernhard forderte einen "New Deal" und lobte die Forderung von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker nach einem besseren Europa statt mehr Europa, als einen "guten Gedanken".