Automobilwoche: Herr Draeger, BMW bietet als einziger Hersteller mit dem 1er in der Kompaktklasse einen Heckantrieb an – obwohl dieser Standardantrieb schwerer ist und den Verbrauch erhöht. Müssen Sie nicht zum Frontantrieb übergehen?
Draeger: Das hängt in erster Linie vom Fahrzeugkonzept ab. Es gibt für jede Fahrzeugklasse die richtige Antriebsform. Das ist für kleinere Autos der Frontantrieb, für größere Fahrzeuge wie 3er, 5er und 7er der Heckantrieb. Denn bei höherer Leistung brauchen sie zusätzlich zum Front- einen Allradantrieb – was Gewicht und Reibung erhöht. Damit haben sie den Vorteil des Frontantriebs in einen Nachteil verwandelt.
Automobilwoche: Trotzdem wird es einen BMW mit Frontantrieb geben?
Draeger: Der Frontantrieb mit quer eingebautem Motor bringt einen Platzvorteil. Strebt man viel Innenraum bei möglichst kleiner Verkehrsfläche an, wie für ein Stadtauto, ist das natürlich besser. Wenn wir jetzt den neuen Mini entwickeln, brauchen wir eine flexiblere Plattform, um mit weniger Aufwand Ableitungen wie den Countryman oder den Clubman zu realisieren. Da liegt es nahe, eine solche Frontantriebsarchitektur zu nutzen, um das Produktportfolio von BMW erweitern zu können und zum Beispiel ein Fahrzeug mit mehr Innenraum zu realisieren.
Automobilwoche: Schließt diese Plattform den 1er ein?
Draeger: 1er und 3er bleiben auch künftig von der Architektur her eng zusammen.
Automobilwoche: Ein großer Trend in der Motorenentwicklung ist Downsizing. Schreckt das die sportlichen BMW-Kunden, für die auch Leistung und Zahl der Zylinder zählen, nicht ab?
Draeger: Das glaube ich nicht. Sehen sie sich den neuen M5 an. Der Achtzylinder mit BMW TwinPower Turbo gibt dem Auto den typischen Charakter eines M Modells, eines Sportwagens, ohne zu spitz zu sein. Und das bei mehr Leistung und einem Verbrauch, 25 Prozent unter dem des Vorgängers mit zehn Zylindern. Das Auto wird beim CO2 unter 200 Gramm pro Kilometer liegen.
Automobilwoche: Werden die Kunden des 3er irgendwann auf den Reihen-Sechszylinder verzichten müssen, der doch irgendwie zum Markenkern gehört?
Draeger: Der 3er wird auch künftig einen Sechszylinder haben. Wir werden eher eine andere Entwicklung sehen: Wie schon beim Diesel wird auch beim Benziner der Saugmotor aussterben. Auch kleinere Motoren werden einen oder zwei Turbolader haben. Turbomotoren sind die Zukunft.
Automobilwoche: Aber ein 3er mit drei Zylindern ist vorstellbar?
Draeger: Im 3er ist ein Dreizylinder noch sehr weit weg. Eine solche Motorisierung werden wir eher im Mini sehen.
Automobilwoche: Downsizing-Motoren haben oft einen besonders eklatanten Unterschied zwischen dem Verbrauch nach EU-Fahrzyklus und dem Alltagsverbrauch. Muss da nicht ein neuer Verbrauchstest her, der die Realität besser abbildet?
Draeger: Die wichtigste Einflussgröße beim Verbrauch ist noch immer der Fahrer. Wenn es einen neuen EU-Fahrzyklus gibt, wird auch dieser nicht alle Fahrprofile abbilden können.