„Alle Menschen sollen in sauberer Luft leben können. Das ist eine gesellschaftliche Verpflichtung. Auch die Industrie will sich hier einbringen“, sagt Bosch-Chef Volkmar Denner im einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dann schiebt er nach: „Aber warum geht das nicht technologieneutral? Der Wettbewerb um die beste Lösung hat in unserer Industrie immer die Kreativität gefördert.“
Auslöser für seinen Unmut sich die Dieselfahrverbote der baden-württembergischen Landesregierung. Die sind dem Bosch-Chef ein Dorn im Auge. Der Konzern hat ein besonders großes Interesse daran, dass der Diesel nicht abrupt von den Straßen verschwindet. Der Grund ist naheliegend: Der Selbstzünder hat die Stuttgarter groß gemacht. Rund 50.000 Jobs im Bosch-Reich hängen am Diesel. Bosch gilt als größter Hersteller von Diesel-Komponenten weltweit.
Denner wirbt deshalb in der Politik dafür, doch auch über Möglichkeiten abseits des Dieselverbots nach zu denken. Unter anderem war er beim baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kretschmann vorstellig. Der zeigte sich bisher wenig beeindruckt.
Doch Denner gibt nicht so schnell klein bei. Er hat eine "Arbeitsgruppe zur Luftqualität" gebildet. Was diese genau tun soll, ist allerdings noch nicht bekannt. In erster Linie soll es wohl darum gehen, weitere Möglichkeiten zur Luftreinhaltung in Städten aufzuzeigen, die nicht dem Diesel an den Kragen gehen.
„Wenn man permanent eine Technologie verteufelt, ist es irgendwann zu spät", begründet Denner seinen Aktionismus gegenüber der FAZ. Die Verbraucher würden gänzlich verunsichert. Und weiter: „Ob es vollends kippt, liegt auch daran, wie sachlich die Diskussion geführt wird.“
Was ihn ärgere, sagt er dem Blatt, sei die "emotional geführte Diskussion" über Feinstaub und Stickoxid. Denner: „Ich hoffe, dass irgendwann wieder die Klimaziele in den Blickpunkt rücken."
Hintergrund: Seit Aufkommen der Debatte um den Diesel, haben sich in Deutschland deutlich weniger Menschen beim Kauf eines neuen Autos für einen Diesel entschieden. Zuletzt lag der Anteil nur noch bei gut 43 Prozent, mehr als zehn Prozent weniger gegenüber Februar 2015. (ree)