Spartanburg. In dem Pilotprojekt im US-amerikanischen BMW-Werk Spartanburg zeichnen Mitarbeiter per Google Glass Testreihen an Vorserienfahrzeugen auf. Eventuelle Abweichungen können damit per Foto oder Video dokumentiert sowie anschließend besser, schneller und eindeutiger analysiert und behoben werden. Die BMW Group untersucht aktuell, in welcher Form sich diese Pilotanwendung auf andere Produktionsbereiche und -standorte übertragen lässt. Die bisherigen Ergebnisse des Pilotprojekts sind so vielversprechend, dass der Hersteller schon darüber nachdenkt, die Brille in der Endmontage von Serienfahrzeugen einzusetzen.
Ziel des Pilotprojekts im Werk Spartanburg ist die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Qualitätsprüfern im Analysezentrum der Vorserienproduktion und den Entwicklungsingenieuren. Jedes Vorserienfahrzeug wird bei BMW vollständig geprüft, um in der späteren Serienproduktion die Qualität garantieren zu können. Bislang wurden eventuelle Beanstandungen an den Vorserienfahrzeugen schriftlich dokumentiert. Die Problembeschreibungen blieben dabei mitunter zu vage. So gab es bei rund einem von vier Fällen Rückfragen von der zuständigen Fachabteilung.
Mit der Datenbrille haben die Mitarbeiter im Analysezentrum nun die Möglichkeit, ihre Berichte mit Fotos oder Filmsequenzen zu erweitern. Die Datenbrille, die eine Kamera und ein Display umfasst, bietet dazu drei Modi: Fotografie, Videoaufnahme oder Background-Video. In letzterem Modus ist die Brillenkamera permanent eingeschaltet. Die Videobilder der jeweils vergangenen zwei Minuten werden zwischengespeichert und lassen sich via Knopfdruck auf einem werksinternen Server der BMW Group abschließend speichern. Dies ist vor allem dann von Vorteil, wenn sich Fehlfunktionen nicht eindeutig reproduzieren lassen. „Im Laufe des Pilotprojekts soll noch die Funktion Videotelefonie hinzu kommen, so dass Beanstandungen direkt am Fahrzeug mit allen betroffenen Entwicklungsbereichen abgeklärt werden können“, erläutert Dr. Jörg Schulte, der zuständige Projektleiter.
Bei dem angedachten Einsatz der Datenbrille in der Endmontage von Serienfahrzeugen könnten sich die Mitarbeiter viele Wege sparen. Bislang wird dort die Abarbeitung von Prüfplänen anhand stationärer Computer-Terminals dokumentiert. Die Mitarbeiter pendeln dafür zwischen Fahrzeug und Terminal. Je nach Ausstattung des Fahrzeuges sind dabei zwischen zehn und 25 Prüfaufgaben abzuarbeiten. „Mit Google Glass könnten sie am Fahrzeug bleiben, sich die Prüfpläne auf dem integrierten Display anzeigen lassen und diese anschließend per Sprachsteuerung quittieren. Beide Hände wären somit durchgehend für die Prüfungen verfügbar“ so Schulte weiter.
Das Datenbrillen-Projekt ist Bestandteil der aktuellen „Industrie 4.0“-Initiative der BMW Group: Hierbei prüft das Unternehmen, wie sich neue Technologien sinnvoll nutzen lassen, um die Mitarbeiter in der Produktion und in den produktionsvorbereitenden Bereichen optimal zu unterstützen.