München.Die sogenannte Generation Alpha, die ab 2010 geboren ist, "wird nicht mehr unterscheiden zwischen virtueller und echter Welt. Das Virtuelle wird Teil der Realität", sagteWolfgang Müller-Pietralla, Leiter der Zukunftsforschung und Trendtransfer bei VW, bei der Automobilwoche-Konferenz. Auch das "Lernen mit Robotern wird in zehn, 20 Jahren normal sein", so der Wissenschaftler.
Der Bedarf an Big-Data-Anwendungen wachse jährlich um 40 bis 50 Prozent. "Es geht darum, Zusammenhänge zu erkennen." Die Vernetzung im Internet der Dinge (IoT) – also der Vormarsch intelligenter Gegenstände – schreitet massiv voran, so kündigte zum Beispiel der koreanische Samsung-Konzern im Januar dieses Jahres an, bis 2017 zu 90 Prozent IoT-fähige Geräte zu haben, die restlichen zehn Prozent sollen bis 2020 folgen. Bis zum Jahr 2050 wird sich der Mobilitätsbedarf weltweit mindestens verdoppeln, bei der Mobilität der Zukunft sei derzeit die Verbindung von Big Data und predictive analytics das große Thema, denn, so der Zukunftsforscher: "Echtzeitverarbeitungen vermeiden die Krise nicht, heute erfahre ich zwar in Echtzeit, dass ich im Stau stehe, aber nicht, wie ich ihn vermeiden kann.""Das Virtuelle wird Teil der Realität"
Derzeit gebe es in der Gesellschaft einen digitalen, einen strukturellen und einen Wertewandel, soMüller-Pietralla. "Spannend ist der Unterschied zwischen Hypethemen und relevanten Themen." Natürlich birgt das Thema Big Data auch Risiken: "Wenn alles vernetzt ist, kann auch viel schief gehen", sagte der Wissenschaftler. Deshalb sei es wichtig, "nicht nur zu fragen, wie viele Daten haben wir, sondern auch, was machen wir damit?"
Veränderungen des Umfelds erforderten "Rekalibrierung und Neustart", sagte der gelernte Biologe und verwies auf Parallelen in der Natur: "Wenn Arten nicht wissen, wie sie auf neue Situationen reagieren müssen, streuen sie ihr genetisches Potenzial".Diese Anpassungsfähigkeit manifestiere sich dann in einem "chamäleonartigen Lebensstil". Übertragen auf unsere Gesellschaft zeige sich dies in der "Lust an Neuem, und das ist gut für die Wirtschaft".
Die digitale Kybernetik – also die Wissenschaft, die sich mit der Selbststeuerung von Systemen befasst und versucht, Regel- und Steuerungsmechanismen von Lebewesen nachzuahmen – heißt für den Zukunftsforscher vor allem "Kybernetik im Alltag", mit dem Ziel Systeme zu schaffen, die sich in Echtzeit laufend verbessern.
Schon heute spielt Künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle – zum Beispiel in der Logistikbranche oder im Gesundheitswesen. Beim "deep learning" lernen Maschinen mit Hilfe riesiger Datenmengen und enormer Rechenpower Fähigkeiten nach dem Vorbild des menschlichen Gehirns und entwickeln diese auf Basis von Erfahrungen weiter.
Bei der Frage, welche Technologien wir in der Zukunft benötigen, gehe es nicht um die Entscheidung zwischen Vielfalt oder Fokussierung, sondern um die Verbindung von Vielfalt und Fokussierung, sagt der Zukunftsforscher: "Das Funktionieren im System ist das Entscheidende."