Das Autohaus muss digital werden

München. Jochen Sengpiehl, Marketing-Chef von Hyundai Europa, hat angesichts der Digitalisierung ein radikales Umdenken bei Herstellern und vor allem Händlern gefordert. "Die Digitalisierung muss Teil der DNA eines Unternehmens werden, sonst wird es abgehängt", sagte Sengpiehl auf der Automobilwoche Konferenz 2016 in München. Er erinnerte an das Schicksal von Nokia. Der Hersteller von Mobiltelefonen hatte wichtige Trends in der Branche verschlafen und war 2015 als Marke verschwunden.

Von den Firmen im Silicon Valley wie Google oder Apple könne man lernen, den Kunden wirklich in den Mittelpunkt zu stellen. Dafür bedürfe es einer Vereinheitlichung der Datenbanken. Beim Auto seien diese heutzutage noch auf Hersteller, Händler oder Banken verteilt, die aber nicht miteinander verbunden seien. Die zentrale Fragestellung lautet für Sengpiehl: "An wen und über welche Kanäle verkaufen wir Autos?"

Einen neuen und erfolgreichen Weg beschreitet laut Sengpiehl dabei ein englischer Hyundai-Händler, der unter dem Namen Rockar ein digitales Autohaus betreibt. Der Kaufprozess wird im Internet vorbereitet. Der Showroom mit nur wenigen Modellen befindet sich südlich von London in einem der größten Einkaufszentren des Landes mit einem Millionenpublikum. Die Verkäufer kommen bewusst nicht aus dem Autohandel, sind zurückhaltend und müssen keine Verkaufsvorgaben erfüllen.

Bei Interesse bekommen die Kunden dort innerhalb weniger Minuten ein auf ihr Budget zugeschnittenes Angebot. Autos können sofort zur Probe gefahren werden. Innerhalb des ersten Jahres seien dort über 1000 Autos verkauft werden. Fast alle Kunden kauften zum ersten Mal bei der Marke Hyundai. Sie waren deutlich jünger und häufiger weiblich als üblich.