"Das Auto muss Teil des Internets werden"

"Der Mehrmarkenkonzern VW wertet die am Stammsitz Wolfsburg geplanten Konzepte der "E-Mobilität als perfekte Grundlage für das vernetzte Auto". Diese Kernthese stellte Christian Senger, Leiter Baureihe e-Mobility von Volkswagen, seiner Rede auf der Konferenz von Automobilwoche voran.

"E-Fahrzeuge sind zu weit mehr als zum Fahren geeignet", sagte Senger in München. Daher sei es "jetzt an der Zeit für die dritte Neuerfindung von VW". Dabei erinnerte Senger an den legendären VW Käfer aus der Nachkriegszeit als Symbol für die Mobilisierung vieler Menschen sowie an den VW Golf von 1974 als damals richtige Antwort auf die Herausforderungen der Ölkrise.

Nun, schlug der Manager den Bogen zur Gegenwart, eröffne die Welt der Bits und Bytes zuvor ungeahnte Möglichkeiten: "Die Welt des Internets ist weitaus größer als die Welt der Automobilität". Erst die E-Mobilität, bei VW künftig fest verbunden mit dem auch für die Label Audi, Škoda und Seat vorgesehenen Modularen Elektrifizierungskasten (MEB), ermögliche "Tablets on wheels", so Senger weiter. Die Forderung, die er aus dieser Einsicht ableitet, lautet: "Das Auto muss Teil des Internets werden".

Den MEB werde VW als Plattform für sogenannte "Third party developer" öffnen, kündigte der Wolfsburger E-Mobilitätsexperte in der bayerischen Landeshauptstadt an. Schon erhebliche regionale Unterschiede und die hohe Dynamik des Geschäfts rund um reine Stromer könne weltweit kein Konzern allein bewältigen. Mit Blick auf die Öffnung des Modularen Elektrifizierungskastens für externe Interessenten betonte Senger die immens hohe Bedeutung einer allzeit verlässlichen und allerorten lückenlosen Datensicherheit. Ähnlich wie bei Crash-Testanlagen für Pkw-Prototypen würden Unternehmen wie VW in absehbarer Zeit vergleichbare Einrichtungen für Cyber-Security installieren.

Den MEB will VW zudem als Sensor-Aktor-Plattform konzipieren. Auf diese Weise, so Senger, werde das bewusste "Tablet on wheels" wertvolle Informationen zu Fahrzeug, Nutzer und Umwelt generieren können. "Das Auto wird dann zum Partner", prognostizierte der VW-Manager. "Es wird – je nach individuellem Bedarf – Nanny, persönlicher Assistent, Health-Consultant, Kartograph, Postbox et cetera".

In seinen Schlussbemerkungen wählte Senger die überraschende Formulierung von "zehn Millionen neuen Devices pro Jahr", die VW zu einem "international relevanten Player" machten. Hintergrund: Mit gut zehn Millionen verkauften Fahrzeugen pro Jahr ist VW Weltmarktführer vor dem japanischen Erzrivalen Toyota und dem GM-Konzern aus den USA. Gleichwohl plädierte Senger für gezielte Kooperationen auf ausgesuchten Gebieten der E-Mobiltät: "Starke, industrieübergreifende Netzwerke werden entscheidend für den Erfolg unserer Branche".

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