Jahreszahlen

Dämpfer auf dem Radmarkt trifft Autohandel

Egal ob Fahrrad oder E-Bike - die Radbranche hat einen deutlichen Dämpfer hinnehmen müssen. Das trifft auch die Autohändler, die gehofft hatten, mit dem Geschäftsfeld wegbrechende Umsätze zu kompensieren.

Mittwoch, 13. März 2024, 12.10 Uhr

Foto: Senger-Gruppe

Die Senger-Gruppe will ihre Flächen wieder für Autos nutzen und steigt aus dem Geschäft mit Fahrrädern und E-Bikes aus.

Die Fahrrad- und E-Bike-Branche hat im vergangenen Jahr einen deutlichen Rückgang hinnehmen müssen: Insgesamt wurden in Deutschland vier Millionen Einheiten verkauft, ein Rückgang von mehr als 13 Prozent.

Das betrifft vor allem Fahrräder (-21 Prozent auf 1,9 Mio.), aber auch E-Bikes (-5 Prozent auf 2,2 Mio.). Damit wurden erstmals mehr E-Bikes als Fahrräder verkauft. "Wir gehen davon aus, dass sich der Trend fortsetzt", sagte Anke Schäffner, Leiterin Politik und Interessenvertretung beim Zweirad-Industrie-Verband.

Der Absatzrückgang geht mit weiterhin vollen Lagern bei den Fachhändlern einher. Ein Drittel der Fachhändler geht davon aus, dass sich der Lagerbestand bis Sommer normalisiert, knapp drei Viertel (74 Prozent) bis Jahresende.

Dramatischere Situation erwartet

"Wir haben eine dramatischere Situation erwartet", sagt Uwe Wöll, Geschäftsführer beim Verbund Service und Fahrrad. Bei einem wesentlichen Teil der Händler werde sich alles im Laufe des Jahres normalisieren.

Von dem deutlichen Dämpfer sind indes auch viele Autohändler betroffen, die nach Corona den Fahrrad- und E-Bike-Handel für sich entdeckt hatten. Das neue Geschäftsfeld sollte einen Teil der (erwarteten) Rückgänge im Automobilhandel kompensieren.

Denn im Autohandel lässt sich künftig deutlich weniger verdienen: Volumen und Margen gehen zurück, Rabatte nehmen zu. Oft können Händler mit dem Verkauf eines E-Bikes mehr verdienen als mit dem eines Kleinwagens.

Leasing schiebt Absatz an

Allerdings mussten auch die Fahrradhändler Abstriche hinnehmen: Bei Fahrrädern sanken die durchschnittlichen Brutto-Verkaufspreise im Fachhandel um rund sechs Prozent auf 470 Euro. Immerhin legten die E-Bike-Preise um gut fünf Prozent auf 2950 Euro zu.

Entsprechend sieht Wöll das E-Bike-Geschäft als Boomfaktor für den Fachhandel. Angetrieben wird der Absatz der teuren Räder durch Leasing. Der Leasinganteil beim Vertrieb hochwertiger Räder ist im vergangenen Jahr um sechs Punkte auf 42 Prozent gestiegen.

Im vergangenen Jahr ist die Volkswagen-Finanztochter groß ins Rad-Leasinggeschäft eingestiegen und hat knapp die Hälfte vom zur niederländischen Pon Holding gehörenden Fahrradleasing-Anbieter Bike Mobility Services (BMS) übernommen. VWFS-Chef Christian Dahlheim kündigte im vergangenen Herbst an, bis 2030 in Europa eine Million Fahrräder im Bestand haben zu wollen.

Aus dem Datencenter:

Umsatz im deutschen Kfz-Gewerbe nach Segmenten 2023