Bei Daimler beginnt am Montag, den 6. April, die Kurzarbeit. Zukunftsprojekte seien davon nicht betroffen, sagte Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht in einem Interview mit der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten".
"Die neue S-Klasse ist ein Beispiel. Sie soll Ende des Jahres anlaufen. Es muss alles dafür getan werden, dass das klappt, wir brauchen schließlich auch das Geld, das wir damit verdienen", sagte Brecht. "In China, wo ein Großteil der S-Klasse verkauft wird, läuft ja das Leben schon langsam wieder an. In anderen Bereichen, in denen wir weiterarbeiten, geht es um Software oder die Batterieproduktion."
Zum Beispiel gehen in den Werken Sindelfingen und Untertürkheim laut Brecht rund 80 Prozent der Beschäftigten bis vorerst 17. April in Kurzarbeit. "Für jeden Standort lautet der Grundsatz: Wir machen alles zu bis auf den Notdienst und nicht verschiebbare Zukunftsprojekte", so Brecht weiter. "Wir arbeiten auch dort weiter, wo Komponenten für China produziert werden. Internationale Lieferketten dürfen wir nicht abreißen lassen – ansonsten gibt es uns bald nicht mehr." Auch Ersatzteile müssten weiter verfügbar sein.
Betriebsratschef Brecht fordert in dem Interview auch Konjunkturimpulse für die Autobranche nach der Corona-Krise. Die Bundesregierung solle sich Gedanken darüber machen, welche Kaufstimulationen sie für die Zeit nach der Krise an den Start bringen könnte, sagte Brecht. "Denkbar wäre hier eine Art Abwrackprämie für Fahrzeuge mit Schadstoffklassen, die nicht mehr zeitgemäß sind."
Seiner Meinung nach sollten auch die CO2-Ziele der Europäischen Union nicht gelockert werden: "Der Autoindustrie wird regelmäßig vorgeworfen, dass sie immer wieder versucht, unangenehme Zielvorgaben durch Lobbyarbeit zu verhindern. Diesen Fehler sollten wir nun nicht begehen", so Brecht. "Auch Ola Källenius vertritt übrigens die Ansicht, dass man die Krise nicht nutzen sollte, um an den CO2-Zielen zu rütteln." (os)
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