Las Vegas. Ein Zelt, irgendwo in der Wüste nahe Las Vegas. Mitten in der Einöde steht Daimlers Hoffnungsträger. Verborgen unter einer Plane zeichnen sich Konturen eines Lastwagens ab. "Alle, die heute hier sind, werden Zeugen, wie Geschichte geschrieben wird", kündigt Daimler-Lkw-Chef Wolfgang Bernhard an. Dann überreicht ihm Nevadas Gouverneur Brian Sandoval zwei Nummernschilder und ein Fahrzeug wird enthüllt, das die Transportwirtschaft verändern soll.
Hinter der feierlichen Zeremonie in Nevada verbirgt sich eine Weltpremiere: Die erste Zulassung selbstfahrender, also autonomer Lastwagen im öffentlichen Straßenverkehr. Präsentation und Testfahrt auf dem US-Highway 15 sind nur der Anfang. "The next big thing", kommentierte Daimler-Entwicklungschef Thomas Weber diese Weltpremiere. Daimler hat sich mal wieder nicht in die Karten schauen lassen.
Künftig dürfen zwei autonom fahrende Lastwagen des zur US-Tochter Daimler Trucks North America gehörenden Lkw-Herstellers Freightliner Nevadas Verkehrsnetz regulär nutzen. High-Tech-Ausstattung wie Radarsensoren und Stereokameras sowie Assistenzsysteme wie Abstandsregler sollen für Sicherheit sorgen. "Damit haben wir einen Meilenstein erreicht", sagt Bernhard. Das nächste Ziel sei, die Technik in Deutschland zu testen. "Die Vorbereitungen laufen."
Im vergangenen Sommer hatte Daimler hierzulande bereits einen autonomen Lkw vorgeführt - allerdings auf einem abgesperrten Teilstück der A 14 bei Magdeburg. Doch zum Erstaunen des US-Fachpublikums setzte der Autoriese dann auf Amerika. Das hat gute Gründe. Auf privaten Fabrikgeländen sind selbstfahrende Nutzfahrzeuge zwar schon längst Realität. Im öffentlichen Straßenverkehr ist das rechtlich aber noch unvorstellbar - zumindest in Deutschland.