Daimler und BMW wollen gemeinsam Technologie zum autonomen Fahren entwickeln. Dazu haben beide Unternehmen eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet.
In einem ersten Schritt wollen die beiden Autokonzerne Fahrerassistenzsysteme und die Technik für automatisiertes Fahren auf Autobahnen und für automatisiertes Parken gemeinsam entwickeln. Der sogenannte "Autobahnpilot", den BMW bereits für seinen iNext für 2021 angekündigt hat, fällt darunter. Parallel will auch Daimler vermutlich mit der S-Klasse einen solchen Piloten auf den Markt bringen. Nach Informationen von BMW soll dieser Autobahnpilot bis zu 120 km/h schnell auf Autobahnen fahren können. An der Autobahnausfahrt muss der Fahrer dann das Steuer übernehmen. Diese Stufe des autonomen Fahrens nennt sich "Level 3".
Daimler und BMW streben aber eine "langfristige und strategische Kooperation" an, um die nächste Stufe, also "Level 4", noch vor 2025 verfügbar zu machen, teilten sie am Donnerstag mit. Ob BMW und Daimler gemeinsam auch an autonomer Technik, also "Level 5" arbeiten, teilten sie nicht mit.
"Durch die Zusammenführung der großen Kompetenzen unserer beiden Häuser erhöhen wir die Innovationskraft und beschleunigen die Verbreitung dieser Technologie", sagte BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich.
Beide schließen sich zusammen, da die Entwicklung selbstfahrender Autos extrem viel Geld kostet. Ziel der Zusammenarbeit seien eine flexible Plattform und kürzere Innovationszyklen, hieß es. Mit Allianzen wollen die Konzerne das Risiko solcher Entwicklungen senken.
"Zusammen mit den richtigen Partnern wollen wir die Leistungsfähigkeit dieser Technologie maßgeblich vorantreiben und sicher auf die Straße bringen", sagte Daimler-Entwicklungsvorstand und Zetsche-Nachfolger Ola Källenius.
Mit der Zusammenarbeit werde die "Entwicklung künftiger Technologiegenerationen beschleunigt und effizienter", erklärten BMW und Daimler. "Neben diesen Synergien sollen neue Technologien schneller an den Kunden weitergegeben und in kürzeren Innovationszyklen aktualisiert werden."
Beide Konzerne haben in dem Bereich bereits Partnerschaften: BMW forscht mit dem US-Tech-Konzern Intel und dessen Software-Tochter Mobileye an der Technik; zahlreiche Zulieferer und auch der Autobauer Fiat Chrysler sind Teil der Kooperation.
Daimler setzt auf eine Zusammenarbeit mit dem Zulieferer Bosch. Ob und gegebenenfalls wie die bestehenden mit der neuen Kooperation verzahnt werden sollen, dazu machten die Autobauer zunächst keine Angaben.
BMW testet das automatisierte Fahren heute weltweit mit 70 Fahrzeugen, unter anderem auch in München. Daimler will dieses Jahr zusammen mit dem Zulieferer Bosch im Silicon Valley in den USA selbstfahrende Fahrzeuge ohne Lenkrad und Gaspedal in Städten auf die Straße bringen.
Alle Autokonzerne investieren Milliarden in die Entwicklung von Autos, die in einigen Jahren computergesteuert ganz ohne Fahrer fahren können. Führend ist auf diesem Gebiet heute die Google-Schwester Waymo.
An der Börse sorgte die geplante Kooperation zunächst nicht für größere Kurssausschläge. Zuletzt war in Medienberichten immer wieder spekuliert worden, deutsche Autobauer könnten eine größer angelegte gemeinsame Initiative auf dem Feld starten. Es war auch von einem Zusammenschluss der deutschen Autohersteller die Rede - also einer Allianz von Daimler, BMW und Volkswagen.
Volkswagen-Chef Herbert Diess führt jedoch parallel Gespräche mit Ford-Chef Jim Hackett, um auch hier die Kräfte für die Entwicklung autonomer Technik zu bündeln und um vor allem von Fords Expertise in Bereich selbstfahrender Autos zu profitieren.
Die Zusammenarbeit von BMW und Daimler ist für den Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer derweil nur ein erster Schritt. Auch VW-Chef Herbert Diess "wird den Vorsprung von Google nicht allein aufholen können", sagte Dudenhöffer der Deutschen Presseagentur. "Deshalb ist jetzt die Zeit der Kooperationen." Das sei für die deutsche Autoindustrie eine Überlebensfrage. (mit Material von dpa)
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