Wenn der Betriebsrat am Donnerstag in Untertürkheim zur Betriebsversammlung ruft, wird die Stimmung in der Belegschaft trotz stetiger Rekordzahlen beim Absatz und hoher Auslastung gedämpft sein. Denn es geht um die Zukunft des Standortes, der im Werk mit seinen über 19.000 Mitarbeitern Motoren, Achsen, Getriebe und Komponenten produziert. "Für alle Mercedes-Benz-Werke ist die Frage von hoher Bedeutung, welche Rolle die Standorte bei der Elektro-Offensive spielen", sagt Betriebsratschef Wolfgang Nieke. So sei klar, dass die Montagewerke in Bremen, Sindelfingen und Rastatt jeweils auch Elektromodelle fertigen würden. Eine ähnliche Perspektive für die Forschung und Entwicklung und den Standort Untertürkheim fehle aber bisher. "Das was derzeit auf dem Tisch liegt, stellt keine Basis für konstruktive und aussichtsreiche Verhandlungen dar", so Nieke.
Ein Beispiel dafür sei, dass die Werkleitung bei einer Rahmenvereinbarung Anfang des Jahres auch den Einstieg in die Produktion von elektrischen Hinterachsantrieben in Aussicht gestellt habe. Davon sei nun aber nicht mehr die Rede. Nieke fordert, Entwicklungs- und Produktionskompetenzen für diesen Bereich aufzubauen. Zudem seien die geforderten Zugeständnisse inakzeptabel. So werde von der Belegschaft verlangt, drei Tage für die Qualifizierung über das persönliche Zeitkonto selbst einzubringen. Dies entspreche je nach individuellem Einkommen einem Gegenwert von 650 Euro pro Mitarbeiter und Jahr. Streitpunkt ist zudem der Einsteig in die Batterieproduktion. Diese soll in eine GmbH mit zunächst rund 100 Mitarbeitern ausgelagert werden, in der nicht nach Tarif bezahlt wird. Sollte die Nachfrage nach Batterien steigen, könnten noch deutlich mehr Jobs aus dem Tarif abwandern.