Frankfurt am Main/Hannover. Divisionenübergreifend hat der Automobilzulieferer Continental ein Serienfahrzeug zum Elektroauto umgerüstet. Dabei greift das Unternehmen eigenen Angaben zufolge auf rund 40 eigene Elektroauto-spezifische Komponenten zurück. "Mit diesem gebündelten Know-how aus allen fünf Divisionen unseres Unternehmens beweisen wir die Systemkompetenz von Continental auch und gerade bei der zunehmenden Elektrifizierung des Autos.", so der Conti-Vorstandsvorsitzende Elmar Degenhart. Er ist davon überzeugt, dass sich E-Autos nach einer langsamen Startphase zügiger durchsetzen werden als bisher angenommen. "Das Blatt dürfte sich viel schneller als erwartet wenden. Für 2025 rechnen wir bei stabilen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weltweit mit einer Produktion von 115 Millionen Autos und leichten Nutzfahrzeugen, vor allem getrieben von der Nachfrage in den Schwellenländern. Auf Basis verschiedener Studien und eigener Berechnungen gehen wir dann, je nach Region, von mehr als 40 Prozent Fahrzeugen mit Hybrid- oder Elektroantrieb aus. Davon dürfte rund ein Viertel rein elektrisch fahren. Das wären weitaus höhere Werte als bisher gedacht", so Degenhart im November 2011 gegenüber dem "Handelsblatt".
Der Autozulieferer selbst sieht sich "für den Trend zur Elektrifizierung des Autos bestens gerüstet". Den "voll funktionfähigen und über zehntausend Kilometer erprobten" Prototypen hat das Unternehmen in "kaum mehr als sechs Monaten" umgebaut. Herzstück ist ein fremderregter, im Autmobilbereich bislang nur von Continental in Großserie produzierter Synchonmotor, der hierzulande schon in den E-Autos von Renault zum Einsatz kommt. Laut Continental erreicht der Motor eine Leistung von 70 Kilowatt und ein maximales Drehmoment von 226 Newtonmeter. Ein Sprint von Null auf Hundert ist innerhalb von 11,9 Sekunden möglich. Für die Magneten werden keine hochpreisigen Seltenen Erden benötigt, zudem erreicht diese Technik laut Conti insgesamt einen sehr hohen Wirkungsgrad bei E-Autos.Conti rüstet Serienfahrzeug um
Beim Antrieb setzt Conti auf ein Lithium-Ionen-Batterie-System, das 154 Kilogramm auf die Waage bringt, sich aber trotzdem "ohne Platzeinbußen in einem Sandwichboden unter den Sitzen integrieren" lässt. Wie das Unternehmen mitteilt, hat der Prototyp eine maximale Reichweite von 150 Kilometern. Der Akku wird an einem von Conti entwickelten, serienreifen Ladesystem in etwas mehr als zweieinhalb Stunden voll geladen.
Der Fahrer wird im Fahrzeuginneren mithilfe eines 12,3 Zoll-LCD-Displays über alle wichtigen Kennzahlen und Eckdaten informiert. Neben den reinen Fahr- und Akkudaten können über das Display auch Navigationshinweise, Energiespartipps oder der Standort der nächsten Ladesäule angezeigt werden. Ein internetbasiertes Portal bietet dem Fahrer die Möglichkeit, vom heimischen Computer aus oder per Smartphone auf das Auto zuzugreifen und so die Ladezeit und den Ladezustand des Akkus abzulesen, das Lademanagement zu steuern und das Auto zu konditionieren. Das weltweit erste, aktive Gaspedal soll den Fahrer "bei einem möglichst sparsamen Fahrstil" unterstützen. So soll beispielsweise ein variabler Druckpunkt im Pedalweg erzeugt werden, der den Fahrer auf die optimale Gaspedalstellung hinweist. Gleichzeitig kann in Relation zum Ladestand des Akkus ein steigender Gegendruck aufgebaut werden, der auf eine schwindende Reichweite aufmerksam macht - und zum sparsamen Tempo auffordert.Conti hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 30,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das Unternehmen ist weltweit in 46 Ländern vertreten und beschäftigt rund 169.000 Mitarbeiter. Trotz mäßiger Rahmenbedingungen gibt sich der Zulieferer zuversichtlich, auch wenn sich der Umsatz im dritten Quartal leicht unter dem des zweiten bewegen wird. Verantwortlich dafür seien saisonale Effekte.