Cascade lässt Aktionäre im Unklaren

Viel darüber, was der Investor Cascade mit Grammer vorhaben, erfahren die Aktionäre des Zulieferers auf der Hauptversammlung nicht. Einzig: "Wir sind gekommen, um zu bleiben", sagte Franz Enderle, Anwalt und Vertreter des Investors. Cascade wolle mindestens im jetzigen Umfang beteiligt bleiben. Es handele sich nicht um eine feindliche Übernahme. Doch von einer künftigen Strategie verliert der Anwalt kein Wort.

Die schon bekannten Forderungen unterstrich Enderle nochmals. Der gesamte Grammer-Vorstand soll abgelöst werden, zudem wollen die Hastors drei der sechs Aufsichtsratsposten der Anteilseigner mit Vertrauten besetzen. So sollen nach dem Willen von Cascade Detlef Niefindt, Geschäftsführer von Cascade International, Christian Becker, Geschäftsführer von Prevent und Almir Jazvin, Geschäftsführer der Asa Finance neu in das Kontrollgremium einziehen. Alle drei sind zudem im Aufsichtsrat der Alno AG, hinter der ebenfalls die Familie Hastor steht. Ersetzen sollen die vorgeschlagenen Kandidaten den Vorsitzenden Klaus Probst, sowie Wolfram Hatz und Bernhard Wankerl.

Begründet hatten die Hastors die Forderung bislang immer damit, dass der Vorstand nicht ausreichend Rendite mache. Nicht nachvollziehbar, hatten Analysten immer wieder betont. Doch es gehe Cascade nicht um eine Kritik an der Strategie, erläuterte Enderle jetzt. Grammer-Chef Müller habe Vertrauen zerstört. "Sie wissen, wie Sie es zerstört haben", sagte der Cascade-Anwalt. "Vorstand und Aufsichtsrat sind nicht mehr für die Führung des Unternehmens geeignet."

Was folgt ist ein Klein-Klein gegenseitiger Anschuldigungen. Die Debatte dreht sich teils im Kreis. Es geht um Telefontermine, Gespräche die wann, wie oft und mit welchen Herstellern geführt wurden, es geht um Spitzfindigkeiten in der Wortwahl. Die Streitparteien bezichtigten sich gegenseitig der Lüge. Insgesamt gibt es 19 Wortmeldungen, sechs Stunden nach Beginn der Hauptversammlung läuft die Debatte immer noch.

Einen großen Kritikpunkt bringt Cascade allerdings an, der auch einigen Aktionären aufstößt: Die Abfindung, die der Aufsichtsrat dem Vorstand für den Fall einer Ablösung durch einen unerwünschten Aktionär genehmigt hat. Die sogenannte "Change of Control"-Klausel. Dabei geht es um ein dreifaches Jahresgehalt. Ein Vorgang, der auch Analysten stutzen lässt. Anwalt Enderle bezeichnete eine solche Klausel als strafrechtlich relevant. Dass sich der Streit durch die Hauptversammlung klären lässt, damit rechnet kaum einer. Damit wird er sich wohl zum Gericht verlagern.

Die Präsenz bei der diesjährigen Hauptversammlung liegt deutlich höher als in den Vorjahren. Waren üblicherweise Vertreter von rund 40 Prozent der stimmberechtigten Aktien anwesend, sind es dieses Jahr r62 Prozent. Zusätzlich haben Vertreter von rund fünf Prozent der stimmberechtigten Aktien per Briefwahl abgestimmt. Die meisten der Kleinaktionäre stellten sich in Amberg hinter den Grammer-Vorstand. Somit stehen die Chancen der Hastors schlecht, mit ihren Anträgen Erfolg zu haben.

Cascade beantragte bereits die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung im Juli oder August.

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