Nachrichten über Vorgänge in Großbritannien kommen in diesen Tagen nicht ohne ein sämtliches Geschehen bestimmendes Stichwort aus: Brexit.
So ist es auch bei dem Geländewagen, den der britische Milliardär Jim Ratcliffe demnächst fertigen wird, und der dem neuen Land Rover Defender Konkurrenz machen soll.
Ratcliffe ist mit seinem Chemiekonzern Ineos reich geworden. Er gilt als der reichste Mann Großbritanniens – und er ist ein ausgesprochener Brexit-Befürworter.
In seiner neuen Autofabrik in Wales werde er nach ihrer Fertigstellung hunderte Arbeitsplätze schaffen, heißt es nun in einem Bericht des Branchenportals "Automotive News Europe" (ANE). In einer Zeit also, in der die britische Autoproduktion einbricht und die Unsicherheit wegen des bevorstehenden Austritts aus der Europäischen Union die Industrie schwer belastet.
Das rustikale Auto mit dem Namen Grenadier soll ab 2021 zu haben sein. Die Montage wird im walisischen Ort Bridgend angesiedelt, wohingegen Kabinenrahmen und Karosserie in Portugal hergestellt werden.
Die Motoren kommen indes von einem BMW-Werk in Österreich. Sorgen um verzögerte Zulieferung dieser Bauteile nach einem immer noch möglichen ungeregelten No-Deal-Brexit macht sich das Unternehmen nach eigener Aussage aber nicht.
Die walisische Fabrik soll einmal eine Kapazität von 25.000 Autos pro Jahr erreichen. Für die Fabrik in Bridgend will Ineos laut "ANE" Arbeiter einer nahegelegenen Ford-Fabrik anwerben, die bis September 2020 geschlossen werden soll. Dort arbeiten rund 1700 Menschen. 500 Jobs soll es in dem neuen Ineos-Werk geben.
Der Grenadier soll sich an Liebhaber der ersten Defender-Generationen richten; ein "Back-to-Basics"-Modell für den Einsatz im Gelände als Gegenentwurf zu dem kürzlich vorgestellten neuen und modernen Lifestyle-Defender aus dem Hause Land Rover.
Ineos peilt Projektkosten von insgesamt umgerechnet rund 680 Millionen Euro an. Die Preise für den Grenadier werden von Medien auf umgerechnet mindestens 30.000 Euro geschätzt. Er wäre damit deutlich günstiger als der neue Defender, der bei fast 50.000 Euro beginnt und in der Slowakei gefertigt wird.
Ratcliffe und Ineos zielen vor allem auf die Märkte in Europa und den USA; Asien, Afrika und der Rest der Welt werden für das Unternehmen wohl eher am Rande interessant sein. (mer)
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