Vor ein paar Jahren galt BMW mit Kooperationspartner Toyota als führend auf dem Forschungsgebiet Brennstoffzelle. Doch während Toyota mit dem Modell Mirai mit der Brennstoffzelle in Serie ging, blieb es bei den Bayern bei Testfahrzeugen. Stattdessen machten in den elektrischen- bzw. Hybrid-Modellen i3 und i8 Lithium-Ionen-Akkus das Rennen, obwohl Brennstoffzellen einen besseren Wirkungsgrad, damit mehr Reichweite auf gleichem Bauraum und deutlich schnellere Ladezeiten bieten.
Die Brennstoffzelle blieb im Hintergrund und sollte eines Tages in größeren Modellen wieder eine Rolle spielen, wie BMW schon 2015 verlauten ließ. "Es ist für uns auch kein Widerspruch batterieelektrische und Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge parallel anzubieten, diese Technologien werden sich ergänzen", sagte etwa BMW-Antriebsforscher Matthias Klietz damals.
Der Tag, an dem nicht nur BMW, sondern wohlmöglich auch VW und Ford ihre serienreifen und massentauglich Brennstoffzellenfahrzeuge präsentieren, rückt nun deutlich näher.
Denn mit dem Projekt "Autostack" legen das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff -Forschung
Baden -Württemberg (ZSW) in Ulm, Hersteller und Zulieferer den Grundstein für die Brennstoffzellenfertigung in Deutschland. Insgesamt zehn Unternehmen wollen mit dem ZSW systematisch Brennstoffzellen zur industriellen Reife bringen sowie Prozesse und Verfahren zur Serienfertigung entwickeln. Die Produktion soll vor allem günstiger werden. Das soll die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stärken.Das Projekt soll die Voraussetzungen für die hochautomatisierte Volumenfertigung von bis zu 30.000 Stacks (Stack = zusammengeschalteter Zellen-Stappel) jährlich schaffen. Derzeit basiert die Brennstoffzellen-Fertigung größten Teils noch auf manuellen Arbeitsschritten. Das ZSW wird hauptsächlich neue Technologien für die Serienfertigung erforschen, die den Zeitaufwand bei der Erstinbetriebnahme reduzieren sollen.
"Die emissionsfreien Brennstoffzellen-Antriebe sind ideal für Reiselimousinen, Lieferfahrzeuge und Stadtbusse“, sagt Werner Tillmetz, ZSW-Vorstand und Leiter des Geschäftsbereich Elektrochemische Energietechnologien. „Allerdings steckt die dafür notwendige Industrialisierung der Technologie in einem frühen Stadium. Mit dem Projekt ‚Autostack-Industrie‘‘ soll nun durch den Aufbau einer schlagkräftigen nationalen Zulieferindustrie die Basis zur Erreichung der Kostenund Qualitätsziele geschaffen werden.“
Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit 21,3 Millionen Euro gefördert. Die Programm-Koordination des NIP liegt bei der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW). Partner des Projekts sind BMW, Daimler, DANA, Ford, Freudenberg Performance Materials, Greenerity,NuCellSys, Powercell Deutschland, Umicore, Volkswagen (die Federführung beim Thema Brennstoffzelle liegt konzernintern bei Audi) und das ZSW.
Im letzten Jahr wurden weltweit die ersten 5.000 Brennstoffzellen-Fahrzeuge verkauft. Bis 2025 soll ihre Zahl auf mehr als 300.000 steigen und die Zahl der Wasserstoff-Tankstellen bei deutlich über 3.000 liegen.
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