"Bremen wollte uns haben"

Bremen. Der Autohersteller Borgward kehrt nach Bremen zurück. Entsprechende Medienberichte bestätigte das Unternehmen bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Bremen. "Wir haben Standorte in Brandenburg, im Raum Stuttgart und in Bremen geprüft", sagte Borgward-Chef Ulrich Walker. Neben Vorteilen bei der Infrastruktur mit dem naheliegenden Hafen hätten auch die intensiven Bemühungen des Landes eine Rolle gespielt. "Bremen wollte uns haben", so Walker. Investiert werde eine zweistellige Millionensumme. Man habe als profilierter Standort mit großer Automobilkompetenz punkten können, sagte Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner.

Der Bau für die 10.000 Quadratmeter große Halle soll im nächsten Jahr beginnen, der genaue Standort stehe jedoch noch nicht fest. Die ersten Autos sollen Anfang 2018 vom Band laufen. Dabei handelt es sich zunächst um das erste Modell BX7, das derzeit bereits in China gefertigt wird. In der Montage werden zu Beginn 50 bis 100 Mitarbeiter beschäftigt sein. Die Autos werden zerlegt von China nach Deutschland gebracht, wo die Endmontage erfolgt. Speziell für Deutschland notwendige Bauteile werden zugeliefert. Der Borgward BX7 wird in Deutschland zunächst rein elektrisch angeboten. Der Antriebsstrang kommt dabei von Bosch, die Batterie von LG.

Borgward peilt eine Produktion von 10.000 Fahrzeugen jährlich an. Wann dies erreicht werde, sei jedoch noch nicht absehbar. Da man sich auf Elektrofahrzeuge beschränke, spiele auch die Infrastruktur und die Psyche der Käufer eine große Rolle. "Wir sehen hier eine erhebliche Dynamik", sagte Walker. Die Fahrzeuge sollen eine "wettbewerbsfähige Reichweite" erhalten. Dies könnten zwischen 400 und 500 Kilometer sein. Zu welchem Preis das Auto in Deutschland angeboten wird, wollte Walker noch nicht verraten. Nach Deutschland solle der Verkauf auch in weiteren Ländern Europas starten.

Beim Service setzt Borgward auf einen "erfahrenen Partner", ohne jedoch Namen zu nennen. Dabei könnte es sich um eine europaweit tätige Werkstattkette handeln, die dann die Autos in einem speziell für Borgward reservierten Bereich betreut. Im Vertrieb soll es eine Mischung aus Online-Verkauf und konventionellem Handel geben. Angedacht seien auch Marken-Boutiquen in den großen Städten.

"Wir wollen die Geschichte in Bremen fortschreiben", sagte Walker. Einst gehörte Borgward zu den größten und bekanntesten Autoherstellern Deutschlands. Im heutigen Daimler-Werk in Bremen-Sebaldsbrück rollten bis Anfang der 1960er Jahre jährlich bis zu 100.000 Fahrzeuge vom Band. 1961 kam die Pleite. Carl F. Borgwards Enkel Christian belebte die Marke 2015 wieder, seit diesem Jahr werden die Autos verkauft. "Für mich wird heute ein Traum wahr", sagte er.

Bisher produziert Borgward nur in China. Bis Oktober seien bereits rund 20.000 Einheiten des BX7 verkauft worden, so Walker. Damit seien die Erwartungen übertroffen worden. Das nächste Modell BX5 soll Anfang des nächsten Jahres auf den Markt kommen. Mittelfristig will Borgward 500.000 Autos jährlich absetzen. Hauptaktionär der Borgward Group AG mit Sitz in Stuttgart ist der chinesische Lastwagenbauer Foton.