Stuttgart. Das automatisierte Fahren ist für Bosch längst Realität. Schon heute erzielt das Unternehmen damit geschäftlich wie technisch bereits heute beachtliche Erfolge und wird allein mit Fahrerassistenzsystemen eine Milliarde Euro umsetzen. "Das automatisierte Fahren kommt über den boomenden Markt der Fahrerassistenz", sagt Dirk Hoheisel, Mitglied der Geschäftsführung bei Bosch. Der Umsatz des Unternehmens legt hier aktuell jährlich um ein Drittel zu. "2016 werden wir mit der Fahrerassistenz die Umsatzschwelle von einer Milliarde Euro erreichen", sagt Hoheisel weiter. Als Systemanbieter und einer der größten Automobilzulieferer weltweit profitiert Bosch hier insbesondere von seinem breiten Produktportfolio.
Bosch wächst mit dem autonomen Fahren
Bosch kann fast alle benötigten Techniken für das automatisierte Fahren selbst liefern. Dazu gehören neben Antrieb, Bremse und Lenkung auch die Sensorik, die Navigation sowie die Vernetzung innerhalb und außerhalb des Autos. „Bosch entwickelt alles von der einzelnen Komponente bis zum Gesamtsystem“, sagt Hoheisel. Großer Nachfrage erfreuen sich zum Beispiel die Sensoren von Bosch: Im vergangenen Jahr hat Bosch mehr als 50 Millionen Umfeldsensoren für die Fahrerassistenz ausgeliefert – Rekord. 2015 wird sich wie schon 2014 der Absatz von Radar- und Videosensoren erneut verdoppeln. Bei Radarsensoren, wie sie zum Beispiel für die adaptive Abstands- und Geschwindigkeitsregelung (ACC) zum Einsatz kommen, ist Bosch Weltmarktführer. Im kommenden Jahr soll der 10-millionste Radarsensor (77 GHz) vom Band laufen.
Der wachsende Erfolg, den Bosch in diesem Bereich feiert, lässt sich auch an der Mitarbeiterzahl ablesen. An der Weiterentwicklung der Fahrerassistenz arbeiten inzwischen rund 2.000 Entwickler bei Bosch – gut 700 mehr als noch vor zwei Jahren.
Fahrerassistenzsysteme sind die Basis für das automatisierte Fahren und helfen Autofahrern schon heute beim Wechseln und Halten der Spur sowie beim Bremsen vor einem Hindernis. Und die Entwicklung geht weiter: So verbaut einer der europäischen Autohersteller neben dem Ausweich- und Linksabbiege-Assistenten auch den Stauassistenten von Bosch in Serie. "Auf dem Weg hin zu selbstfahrenden Autos werden wir noch viele neue Assistenzsysteme auf den Markt bringen", kündigt Hoheisel an.
2020 sollen Autos bereits automatisch auf der Autobahn fahren, so wie es Bosch-Prototypen seit Anfang 2013 auf der Autobahn A 81 und der US-Interstate I280 tun. Voraussetzung sind die rechtlichen Rahmenbedingungen, die bisher noch nicht ausreichen. Es deutet sich aber die Anpassung der Rechtsgrundlage an: Automatisierte Funktionen sollen erlaubt werden, wenn der Fahrer sie aktiv übersteuern oder ausschalten kann. Eine entsprechende Überarbeitung der Regelung wird aktuell in den Gremien des Verkehrsministeriums mit Vertretern aus den Unternehmen diskutiert. Eine weitere Hürde stellt die Validierung dar. Zur Serienfreigabe eines Autopilot-Systems müssten nach gängigen Methoden mehrere Millionen Testkilometer absolviert werden. Auch hier arbeitet Bosch an neuen Ansätzen.
Das automatisierte Fahren, so die einhellige Meinung bei Bosch, macht den Straßenverkehr sicherer. Weltweit sterben jedes Jahr schätzungsweise 1,3 Millionen Menschen durch Verkehrsunfälle. In 90 Prozent der Fälle ist menschliches Fehlverhalten schuld. "Die richtige Unterstützung in kritischen Verkehrssituationen kann Leben retten", sagt Hoheisel. Laut Prognose der Bosch-Unfallforschung kann die zunehmende Automatisierung die Unfallzahlen weiter senken, allein in Deutschland um bis zu ein Drittel.
Automatisiertes Fahren macht den Straßenverkehr aber nicht nur sicherer, sondern auch effizienter. So erhoffen sich US-Studien bei Autobahnfahrten dank vorausschauender Fahrstrategie Kraftstoffeinsparungen von bis zu 39 Prozent. Und ein Auto mit Autopilot erzeugt ein ganz neues Fahrerlebnis – es wird zum mobilen Zuhause.