Bosch steigt in den Markt für mobile Brennstoffzellen ein. Zur Weiterentwicklung des Stacks, der als Herzstück einer Brennstoffzelle Wasserstoff in elektrische Energie umwandelt, kooperiert Bosch mit dem schwedischen Hersteller Powercell Sweden.
Dafür hat der Zulieferer nach Angaben eines Sprechers einmalig einen zweistelligen Millionenbetrag für die Nutzung der Lizenzen überwiesen. Für jeden produzierten Stack muss dann nochmals eine Lizenzgebühr bezahlt werden.
Powercell stellt mit seinen 60 Mitarbeitern Stacks mit bis zu 125 Kilowatt Leistung her. Das 2008 als Ausgliederung der Volvo-Gruppe gegründete Unternehmen mit Sitz in Göteborg liefert bereits Brennstoffzellen für den prototypischen Einsatz in Lkw und Pkw.
Gemeinsam wollen die Partner den Stack auf Basis der Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle (PEM) zur Serienreife weiterentwickeln. Bosch will dann in Lizenz die Technik für den weltweiten Automotive-Markt in Serie fertigen. Der Stack soll spätestens 2022 auf den Markt kommen.
Die Vorserienproduktion soll zwar in Deutschland aufgebaut werden, sagte ein Bosch-Sprecher der Automobilwoche. Doch ob die Brennstoffzellen-Stacks am Ende auch hier gefertigt werden, ist noch unklar. Vor allem die Diesel-Standorte Feuerbach, Homburg und Bamberg machen sich Hoffnung auf die Technologie, um Rückgänge beim Verbrenner ausgleichen zu können.
Neben PEM-Brennstoffzellen ist Bosch bei den sogenannten Festoxid-Brennstoffzellen (SOFC) aktiv. Mit dem britischen Unternehmen Ceres Power entwickelt der Zulieferer seit Mitte 2018 die SOFC-Technik weiter, um zum Beispiel Fabriken oder Rechenzentren dezentral mit Strom zu versorgen.
In Deutschland sind bereits 200 Mitarbeiter mit der neuen Technologie beschäftigt. Der Geschäftsbereich beispielsweise ist in Feuerbach angesiedelt, geforscht wird in Renningen. In Homburg läuft eine Musterfertigung für drei Komponenten der mobilen Brennstoffzelle, in Bamberg soll die Vorindustrialisierung für stationäre Anwendungen aufgebaut werden.
Bosch arbeitet in den USA bereits mit Nikola Motors zusammen, um Lastwagen zu entwickeln, die per Brennstoffzelle betrieben werden. Bosch hatte zudem lange überlegt, selbst auch Batteriezellen für Elektroautos zu produzieren, sich davon dann jedoch aus Kostengründen verabschiedet.
"Technologie zu industrialisieren ist eine unserer Stärken", sagt Stefan Hartung, Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions. Für Bosch liegt nach eigenen Angaben im Geschäft mit mobiler Brennstoffzellen-Technik langfristig Potenzial in Milliardenhöhe.
Bis 2030 werden nach Bosch-Schätzung bis zu 20 Prozent aller Elektrofahrzeuge weltweit mit Brennstoffzellen angetrieben.
Die Flottenvorgaben der Europäischen Union für Lkw sehen bis 2025 eine Minderung der CO2-Emissionen um im Schnitt 15 Prozent, bis 2030 um 30 Prozent vor. Dieses Ziel lässt sich nur mit einer zunehmenden Elektrifizierung des Antriebs erreichen.
Bosch möchte - ausgehend von den Nutzfahrzeugen - Brennstoffzellen-Antriebe auch im Pkw vermehrt zum Einsatz einbringen. Die Nutzung im Pkw hänge aber auch vom Aufbau der Infrastruktur ab. So will die Initiative H2-Mobility bis Ende 2019 rund 100 Wasserstoff-Tankstellen in Betrieb haben. Aktuell sind es rund 60. Auch Japan, Südkorea und China setzen auf die Brennstoffzelle als alternativen Antrieb.
Noch sind die Systeme dafür zu teuer, vor allem der Stack. Er macht bis zu zwei Drittel der Gesamtkosten eines Brennstoffzellen-Systems aus. Durch die Industrialisierung werde Bosch Skaleneffekte erzielen, so Hartung.
Auch Wasserstoff sei noch teuer. Aktuell wird der er hauptsächlich für industrielle Anwendungen hergestellt mit einem Kilogrammpreis von oft mehr als fünf Euro. Ein Kilogramm Wasserstoff enthält so viel Energie wie 3,3 Liter Diesel. Für 100 Kilometer benötigt ein 40-Tonner etwa neun bis zehn Kilogramm Wasserstoff, rechnet Bosch vor.
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