Bosch will künftig nicht nur Zulieferer für Autos, sondern auch für Flugtaxis sein. Damit Volocopter und Lilium, zwei deutsche Flugtaxi-Start-ups, auf Bosch zurückgreifen, haben die Stuttgarter eine Sensorbox entwickelt, die Lufttaxis präzise und ruhig fliegen lassen.
„Ab spätestens 2023 werden die ersten Flugtaxis in Großstädten abheben. Bosch möchte diesen Zukunftsmarkt als Zulieferer mitgestalten“, sagt Harald Kröger, Vorsitzender des Bosch-Geschäftsbereichs Automotive Electronics.
Der Autozulieferer wagt den Schritt in die Luftfahrt, weil herkömmliche Technik zu teuer, zu groß und zu schwer ist, um in autonomen Flugtaxis eingesetzt zu werden. Moderne Sensoren, die auch fürs automatisierte Fahren oder im Schleuderschutzsystem ESP eingesetzt werden, können die Lücke aber schließen. Boschs Entwickler-Team hat daher dutzende Sensoren in einem Universalsteuergerät für Flugtaxis zusammengeführt.
So soll das Universalsteuergerät mit serienerprobten Bosch-Sensoren soll dafür sorgen, dass man vom Boden aus die Position sowie die Flugzeuglage der fliegenden Taxis jederzeit ermittelt kann und sie sich präzise und sicher steuern lassen. Dafür sorgen beispielsweise Beschleunigungs- und Drehratensensoren, die die Bewegungen und den Neigungswinkel der Fluggeräte exakt messen.
Im Gegensatz zu aktuellen Sensorlösungen in der Luftfahrt, die teilweise mehrere zehn- bis hunderttausend Euro kosten, kann Bosch diese Lösung für einen Bruchteil der Kosten realisieren. Der Grund: Das Unternehmen setzt serienerprobte Sensoren, die Bosch seit Jahren für die Autoindustrie entwickelt.
"Wir wollen mit unserer Bosch-Lösung die zivile Luftfahrt mit Flugtaxis für viele Anbieter erschwinglich machen", sagt Marcus Parentis, Leiter des Technik-Teams bei Bosch, das sich um Steuergeräte der elektrisch betriebenen Kleinflugzeuge kümmert. Zudem sind die Bosch-Sensoren besonders klein und leicht.
Die Sensorbox ist so entwickelt, dass Hersteller von Flugtaxis die Sensorik nach dem Plug&Play-Prinzip einfach in ihre Fluggeräte einbauen.
Bosch sieht im Flugtaxis-Markt ein stark wachsendes Segment. Daimler, Google oder auch Airbus haben Partnerschaften mit Flugtaxi-Firmen geschlossen. Vor einigen Tagen erst meldete die Münchner Firma Lilium den Jungfernflug seines vollelektrischen Lilium-Jets. Volocopter probt schon seit einigen Jahren auf dem Firmengelände im Badischen Bruchsal mit seinem Flugtaxis.
Bereits für 2020 ist der Probebetrieb in Städten wie Dubai, Los Angeles, Dallas und Singapur geplant. Ab 2023, so schätzen Experten, startet der kommerzielle Betrieb. Während dann wohl zunächst noch Piloten mit an Bord sind, könnten die Kleinflugzeuge ab 2025 schon autonom über den Dächern der Metropolen schweben, gesteuert durch Personal am Boden.
Laut Unternehmensberatung Roland Berger werden dann rund 3000 Flugtaxis weltweit im Einsatz sein. 2030 soll ihre Zahl auf 12.000 steigen, spätestens 2050, so die Prognosen der Berater, sollen knapp 100.000 der fliegenden Taxis unterwegs sein.
Die Stadt München setzt auch auf den Einsatz von Flugtaxis. So soll wird der Hauptbahnhof sowie der Bahnhof Pasing mit einer Dachkonstruktion ausgestattet werden, die das Starten und Landen solcher Flugtaxis möglich macht. So könnten Flugtaxis vor allem in Ballungszentren wie im Ruhrgebiet, im Rhein-Main-Gebiet oder im Dreieck München, Augsburg und Ingolstadt das Reisen auf Kurz- und Mittelstrecken deutlich beschleunigen.
"Die Frage ist nicht, ob Flugtaxis kommen, sondern wann", sagt Marcus Parentis, Leiter des Technik-Teams bei Bosch.
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