Im späten Frühjahr ließ Daimler-Chef Dieter Zetsche die Bombe platzen: Der Stuttgarter Premium-Autobauer werde sich künftig schlanker aufstellen, bis zu vier Entscheidungsebenen etwa bei Dienstreiseanträgen würden gestrichen. Außerdem werde man Erkenntnisse aus der Schwarmintelligenz nutzen und einige Abteilungen auf die neue Arbeitsweise umstellen, um in Zukunft schneller und agiler zu sein. Die Konkurrenz aus dem Silicon Valley sei schließlich längst da, man müsse dem etwas entgegen setzen. Der WirtschaftsWoche sagte Zetsche damals ."Wir leben in einer disruptiven Welt. Bevor wir angegriffen weren, wollen wir uns lieber selbst angreifen." Und Personalleiterin Katrin Adt setzte nach: "Wir denken, dass wir rund 20 Prozent unseres Unternehmens anders organisieren können, als wir es heute tun, zum Beispiel über Schwarmorganisation."150 konkreter Themen und Ideen haben Daimler-Mitarbeiter in einem bisher einzigartigen Prozess unter anderem mittels einen digitalen Community von 1000 Mitarbeitern, die über die Ideen abstimmte, identifiziert. Bis Jahresende sollen sie ausgearbeitet und verabschiedet sein.Die Stuttgarter Zeitung hat im Interview mit Personalvorstand Porth nachgehakt, wie es um die Neuerungen steht. Ein wichtiges Thema: Die Boni. Denn das System soll sich deutlich ändern. Künftig soll es keine einmalige, jährliche Zielvereinbarung mehr geben, die Rede ist von fortlaufenden Zielen. "Wir wollen künftig von der individuellen Komponente beim Bonus wegkommen, der Bonus soll sich künftig noch stärker am Unternehmenserfolg orientieren", erklärt Porth dem Blatt.
Dazu die Führungskräfte aktuell befragt, zu wie viel Prozent der Bonus vom Gesamtergebnis und vom Ergebnis des Geschäftsbereichs abhängen soll. "Wir wollen einfach nicht mehr die oft langen Diskussionen führen, ob jemand nun 100, 110 oder 115 Prozent der Zielvorgabe erreicht hat. Wenn das Unternehmen keinen Erfolg hat, dann nützt uns die Diskussion über die persönliche Zielerreichung auch nichts", so Porth. Ziel solle sein, die Feedback-Kultur zu stärken.
Daimler-Chef Zetsche hatte im Frühjahr bereits angekündigt, dass es künftig stärker um die sozialen Kompetenzen der Führungskräfte gehen solle. Dazu solle ein 360-Grad-Feedback - also Rückmeldungen nicht nur von Vorgesetzten, sondern auch unterstellten Mitarbeitern und Führungskräften auf derselben Hierarchiestufe geben.