Auftritte des Milliardärs und BMW-Erben Stefan Quandt sind rar, umso genauer hören Aktionäre des bayerischen Premiumautobauers, Kunden und Zulieferer hin, wenn er spricht. Das hat er nun getan, im Rahmen der Verleihung des Herbert-Quandt-Medien-Preises in Neu-Isenburg, von der die FAZ berichtet.
In seiner Rede mahnte der Unternehmer und BMW-Großaktionär mit Blick auf die Entwicklung zum autonomen Fahren zu Realismus und mehr Sorgfalt. Die Unternehmen, so zitiert das Blatt Quandt, dürften sich nicht von "naiver Euphorie zu Übereifer" treiben lassen.
Technischer Fortschritt sei als solcher weder gut noch böse. „Technik ist immer neutral. Die Frage, welche Chancen oder Risiken für unsere Gesellschaft entstehen, wird einzig und allein dadurch beantwortet, wie wir neue Technik einsetzen, wie wir sie nutzen und wie gut wir uns selbst und andere auf die Veränderungen vorbereiten“, sagte Quandt.
„Unfälle autonom fahrender Autos sind Beispiele für Risiken, wenn die Kombination aus Sensorik und KI nicht das leisten kann, was wir uns vorstellen“, mahnte Quandt. Quandt gab jedoch keinensfalls den Technik-Verweigerer. Es sei lediglich eine Frage der Zeit, schloss er an, bis die Technik soweit sei. „Diese Zeit sollten wir uns nehmen. Und wir sollten sie nutzen, um die Grenzen von künstlicher Intelligenz in der Tiefe zu durchdringen: Die Grenzen, die KI heute noch hat – aber auch die Grenzen, die wir KI zukünftig vielleicht setzen sollten“, so Quandt.
Quandt, der selbst in Logistik-, Medizintechnik- und Solar-Unternehmen investiert, spannte den Technik-Bogen aber noch weiter und ging auf die jüngste Wannacry-Attacke ein. Das Virus, das sich eine Schwachstelle im Microsoft-Betriebssystem zu nutzen gemacht hatte, hatte dazu geführt, dass auch Autohersteller wie Renault, Nissan und Honda ihre Produktion kurzfristig unterbrechen mussten.
Unternehmen und damit auch deren Top-Manager müssten den Blick für diese Risiken schärfen und die Monostruktur ihrer im Einsatz befindlichen Betriebssysteme überprüfen, so Quandt: „Dort drohen Technologiemonopole zu einer Achillesferse der digitalen Welt zu werden.“
Quandt sprach sich für Kooperationen Wirtschaft und Behörden wie dem „Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik“ aus um mehr Wissen zu schaffen und brachte auch IT-Partnerschaften zwischen Konzernen und ihren Zulieferern ins Spiel. Gerade mittelständische Unternehmen hätten oft nicht die nötigen Ressourcen, um sich vor Angriffen aus dem Netz zu schützen, große Industriepartner aber sehr wohl.
Lesen Sie auch:
Bosch-Chef Denner: In fünf Jahren mit künstlicher Intelligenz zehn Prozent Umsatz
Künstliche Intelligenz: VW gründet Gemeinschaftsunternehmen mit Mobvoi
ZF-Chef Sommer: "Was das Auto zum autonomen Fahren braucht, ist künstliche Intelligenz"