Die Akkumulatorenfabrik Moll sieht sich durch die aktuellen Entwicklungen gezwungen, nach 75 Betriebsjahren die Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu beantragen. "Der durch die Coronakrise verursachte plötzliche, massive und dauerhafte Absatzrückgang lassen keine andere Wahl", heißt es beim Traditionsunternehmen.
Anfang der Woche hat der Batteriezulieferer Moll beim Amtsgericht Coburg die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt. Die durch die Coronakrise verursachten wirtschaftlichen Bedingungen und der allgemeine Produktionsstopp in der Automobilindustrie hätten diesen Schritt erzwungen. Die Produktion im Werk wird weiterhin aufrecht erhalten und alle Kunden werden nach wie vor beliefert, heißt es beim Unternehmen.Batteriehersteller Moll beantragt Insolvenz
"Das ist ein bitterer Tag, vor allem für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", bedauert Gertrud Moll-Möhrstedt, Geschäftsführende Gesellschafterin der Akkumulatorenfabrik Moll. "Unsere oberste Priorität und Sorge gilt nun ihrer sozialen Absicherung. Wir erwarten jedoch, dass im Insolvenzverfahren die Produktion wieder aufgenommen werden kann, wenn die Automobilindustrie ihren Produktionsstopp rechtzeitig beendet."
Die Coronakrise hat weitreichende Folgen für die gesamte Automobilwirtschaft. In der derzeitigen Situation sei nicht absehbar, ob und wann sich der Absatz erholt. "Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es selbst bei Wiederaufnahme der Automobilproduktion viele Monate, vielleicht sogar Jahre dauern wird, bis der Absatz wieder das Niveau des Jahresbeginns erreicht hat", heißt es in der Mitteilung. Und weiter: "Der Akkumulatorenfabrik Moll fehlen hierbei die Finanzmittel, um einen derart langen Zeitraum überbrücken zu können."Die Akkumulatorenfabrik Moll produziert seit 1945 Batterien für verschiedene Anwendungen, vor allem für die Automobilindustrie. Am Standort Bad Staffelstein sind derzeit fast 300 Mitarbeiter beschäftigt. Eine Spezialität von Moll sind beispielsweise Batterien für die Start-Stopp-Funktion.
Moll hat in den letzten sechs Jahren auch mit Unterstützung ihrer beiden ausländischen Mitgesellschafter mehr als 15 Millionen in die Erweiterung der Produktionskapazitäten investiert und fast 150 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Absatzschwerpunkt ist der Volkswagen-Konzern, beliefert werden die Fabriken von Skoda, Seat, der Marke Volkswagen, Audi sowie Porsche. Das letzte Geschäftsjahr 2019 konnte trotz des schwierigen Umfelds mit einem ausgeglichenen Ergebnis abgeschlossen werden.
Bedingt durch die Ausweitung der Produktion sowie den Aufbau des zukunftsträchtigen Geschäftsmodells mit Lithium-Batterien musste Moll in den letzten Monaten erhebliche Betriebsmittel vorfinanzieren, was zulasten der Liquidität ging.Lesen Sie auch:
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