Es ist noch nicht allzu lange her, da wollten alle deutschen Autohersteller zu Mobility-Unternehmen werden, die jegliche Formen der Fortbewegung von Carsharing über Sammeltaxis bis hin zu Park-Apps abdecken. Zumindest bei Daimler und BMW ist die große Euphorie nach der Gründung des Joint Ventures Your Now, das all diese Dienste unter einem Dach bündelte, verflogen. Nicht zuletzt die Corona-Krise beförderte eine Rückbesinnung auf das Kerngeschäft des Autoverkaufs, weshalb beide Unternehmen nach Käufern für ihre Now-Geschäfte suchen.
Nun ist zumindest ein Teil der Moovel Group, die für ihre multimodale App Reach Now bekannt ist, an die Bahn-Tochter mobimeo veräußert worden. Es handelt sich dabei um das B2B- und B2G-Geschäft des Joint Ventures. Moovel erstellt im Auftrag von Verkehrsverbünden und Behörden Plattformen für den öffentlichen Nahverkehr und andere Verkehrsformen wie Taxi, Carsharing oder Miet-Fahrräder, die über ein einheitliches System abgerechnet werden können. Der Kunde zahlt dann nicht mehr einen Verkehrsträger, sondern eine Strecke von A nach B.
"Mit der Integration von Moovel gehen wir den nächsten großen Schritt in Richtung Deutschlandticket und fördern die Mobilitätswende hin zu mehr Klimaschutz", sagte Berthold Huber, DB-Vorstand Personenverkehr, laut Mitteilung. Im Zuge der Integration wechseln rund 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Moovel Group zu Mobimeo. Beide Unternehmen haben ihren Sitz in Berlin. John David von Oertzen, bisheriger CEO der Moovel Group, wird ab sofort die Geschäfte von Mobimeo leiten. Im Rahmen der Transaktion übernehmen BMW und Daimler eine Minderheitsbeteiligung an Mobimeo. Zum Kaufpreis machten die beteiligten Unternehmen keine Angaben.
Moovel selbst will sich in Zukunft ganz auf die App Reach Now konzentrieren, die in verschiedenen Städten wie Stuttgart oder Hamburg eine multimodale Plattform zur Integration verschiedener Verkehrsmittel samt Abrechnung anbietet. Die restlichen Joint Venture umfassen die Bereiche Ridehailing mit Free Now, Carsharing mit Share Now sowie Park- (Park Now) und Ladedienste (Charge Now). Die Nutzerzahlen seien hier seit Mai wieder deutlich angestiegen, teilten die Unternehmen mit. Zuletzt hatte BMW Meldungen bestätigt, wonach der Fahrdienst Uber ein Interesse an Free Now habe.
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Aus dem Datencenter:
Marktanteilsveränderung nach Antriebsarten in Deutschland im September 2020