Die Entwicklung bedeutender Absatzmärkte der Automobilindustrie lässt weiterhin Zweifel an einer nachhaltigen Erholung im nächsten Jahr aufkommen. So ist der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe in den USA unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten gefallen und bestätigt, was schon lange erwartet wurde: Die US-Konjunktur hat ihren Peak überschritten. Daran ändern auch die anhaltend guten Arbeitsmarktzahlen nichts, da sie eher Nachzügler sind denn Frühindikator.
Europa befindet sich hingegen weiterhin im Bann des Brexit, dessen Risiko wie ein Damoklesschwert über dem Konjunkturausblick für das Jahr 2020 schwebt und in Abhängigkeit von seiner Ausgestaltung Europa in eine Rezession reißen könnte. Bleibt nur der größte Automarkt – China.
Hier deuten die Neuzulassungen zwar auf eine gewisse Stabilisierung der Nachfrage hin, eine überzeugende Erholungsdynamik wird allerdings auch hier nur langsam sichtbar. Denn noch immer liegen die Pkw-Zulassungen unter dem Vorjahresniveau.
Wo man auch hin schaut, alle Daten festigen die Erwartung eines weiterhin eher fragilen globalen Konjunkturverlaufs. Eine offene Volkswirtschaft wie die deutsche spürt diese Entwicklungen besonders. Nicht überraschend also, dass das Wirtschaftswachstum zum Erliegen gekommen ist.
Die Automobilindustrie hat die allgemeine Abkühlung der deutschen Industriebranchen vor gut einem Jahr durch Sonderthemen wie die WLTP-Umstellungen beschleunigt. Diese Entwicklung setzt sich nun in der Breite fort.
Stimmungsindikatoren, Auftragseingänge oder die Produktion – die Entwicklung ist einheitlich und stützt die Einschätzung, die Talsohle sei noch nicht erreicht. Die Hoffnung auf eine Stabilisierung der deutschen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2019 scheint sich somit nicht zu erfüllen, was bereits zu deutlichen Prognoserevisionen für das Gesamtjahr 2020 geführt hat. Und dennoch bleibt angesichts der Unsicherheiten das Risiko weiterhin nach unten gerichtet. Doch was für die deutsche Industrie allgemein gilt, ist nicht unbedingt für einzelne Branchen zutreffend.
War die deutsche Automobilbranche ein Haupttreiber der aktuellen inländischen konjunkturellen Abkühlung, zeigt sie in den letzten Monaten einen gegenläufigen Trend: Das ifo Geschäftsklima der Automobilindustrie konnte sich im August weiter verbessern – es gelang der dritte Anstieg in Folge –, während die Stimmung der Gesamtwirtschaft und insbesondere in der Industrie weiter klar abwärts gerichtet ist.
Doch auch die Auftragseingänge zeigen im Verhältnis zur gesamten Wirtschaft einen weniger negativen Verlauf und deuten sogar auf eine mögliche Produktionssteigerung in den kommenden Monaten hin. Somit mag die deutsche Automobilindustrie im Gegensatz zum gesamten Verarbeitenden Gewerbe den Tiefpunkt erreicht bzw. bereits sogar durchschritten haben.
Ähnliches gilt für die deutschen Pkw-Neuzulassungen. Als wie nachhaltig sich diese Entwicklung allerdings angesichts der globalen Konjunkturrisiken erweisen wird, bleibt abzuwarten.
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