Es ist der Albtraum eines jeden Autofahrers: Hacker greifen auf die Übermittlung von Daten zu und erbeuten sensible Informationen. Um das zu verhindern muss Fahrzeug- und Infrastruktursoftware in Zukunft noch besser vor Cyberangriffen geschützt werden.
Mit der Blockchain-Technik können zukünftige digitale Mobilitätsanwendungen vor Manipulationen und kriminellen Abgriffen abgesichert werden, da diese Technologie Daten dezentral verschlüsselt und damit vor Manipulationen geschützt übermittelt. Dabei wird eine Blockchain, eine Blockkette, gebildet, also eine stetig wachsende Liste von Transaktionsdatensätzen, die jeweils in sich geschlossen sind und chronologisch linear aneinander gereiht werden.
Ist ein Block vollständig, erhält er eine Prüfnummer und ist abgeschlossen. Der nächste Block wird vergleichbar einer Kette an den letzten angehängt. Die verschlüsselten Daten werden immer mit übermittelt, sind jedoch nur für denjenigen einsehbar, für den sie auch freigegeben worden sind. So können sich beliebig viele an einer Blockchain beteiligen und Daten nur mit Wenigen aus dem Netzwerk teilen. Bisher wurde noch kein Netzwerk, das so abgesichert wurde, gehackt.
Bislang konnte sich die Automobilindustrie aber noch nicht auf einheitliche Standards für diese Technologie verständigen. So hat ZF gemeinsam mit mit der Bank UBS und dem Dienstleister IBM ein digitales Wallet entwickelt, um aus dem Auto heraus Zahlungen wie die Tankfüllung oder die Batterieladung für das E-Auto abwickeln zu können. Porsche wiederum arbeitet gemeinsam mit dem Start-up Xain daran, Blockchain zum sicheren Bezahlen beim Energietanken für E-Autos einzusetzen.
Nun hat eine Reihe von Herstellern, Zulieferern und Tech-Spezialisten ein Konsortium ins Leben gerufen: MOBI - Mobility Open Blockchain Initiative. Ziel der Allianz, die als Stiftung organisiert ist, ist es Kompatibilitätsstandards für Blockchain-Anwendungen zu etablieren und einen offenen, innovationsgetriebenen Markt für digitale Services aller Mobilitätsbereiche zu schaffen.
An der Initiative beteiligt sind unter anderem: BMW, Ford, General Motors und Renault. Die Leitung übernimmt Chris Ballinger, Ex-Finanzchef des Toyota Research Institute. Neben den Autokonzernen sind unter anderem auch Accenture, Bosch, IBM, der Automobilzulieferer ZF, die Blockchain-Plattform Hyperledger sowie die Stiftung hinter der Kryptowährung IOTA dabei.
Ein einheitliches Blockchain-Netzwerk erlaubt es Fahrzeugen, Serviceanbietern oder auch Infrastruktureinrichtungen, auf direktem Weg miteinander zu kommunizieren. So können Verkehrsteilnehmer lokal und direkt mit Steuer- und Verkehrsbehörden sowie mit Cloud-Services Transaktionen abwickeln statt indirekt über ein zentrales Rechenzentrum.
Das eliminiert die Komplexität und Abhängigkeit, die normalerweise mit solchen Vorgängen verbunden ist, da derzeit jeder Anbieter solcher Services unterschiedliche Anforderungen an die Softwarearchitektur stellt.
Mit einem gemeinsamen Standard würden sich außerdem Fahr- und Diagnosedaten leichter speichern, übertragen und auswerten lassen. Davon profitieren angesichts kommender autonomer Fahrzeuge insbesondere Taxi- und Mitfahr-Anbieter. Blockchain-Technologie kann außerdem dabei helfen, Betrugs- und Manipulationsversuche sowie Cyberangriffe zu verhindern.
"Durch die gemeinsame Zusammenarbeit von MOBI für einen einheitlichen Blockchain-Standard kann die Automobilindustrie schneller einen Markt für hochwertige, sichere und kompatible digitale Services einrichten", erklärt etwa ZF.Mittelfristig will die Initiative diesen Markt nicht nur für private Pkw und Motorräder öffnen. Ein einheitlicher Blockchain-Standard würde auch den öffentlichen Nahverkehr und Fahrgemeinschaften unterstützen, was das Verkehrsaufkommen reduziert und die Umwelt entlastet.
Teodoro Lio, Managing Director bei Accenture und Lead Industrial and Automotive Innovation: „Die Einsatzmöglichkeiten für Blockchain sind vielfältig und reichen von der Handhabung der Fahrzeugnummern über das Tracking von Vorschäden bis hin zur Koordination komplexer Lieferketten von der Fertigung bis hin zu den Händlern. Hier bietet die Technologie vor allem neue Standards bei Datensicherheit und -transparenz. Die Führungskräfte der Automobilindustrie sind gerade erst dabei, die einzigartigen Eigenschaften der Technologie und ihrer diversen Ausprägungen sowie das damit verbundene Potenzial zu erkennen. Mit der neuen Initiative wird die Branche in ganz neue Anwendungsbereiche von Blockchain vorstoßen und dabei sowohl Effizienz wie auch Sicherheit erhöhen und neue Erlebnisse rund um die Mobilität schaffen.“
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