Das Auto, ein Produkt aus Blech? Früher vielleicht. Künftig ist es die Software, die das Fahrzeug definiert. Software, die das Auto autonom fahren lässt, die das Batteriemanagement übernimmt, die für Sicherheit im Straßenverkehr sorgt, weil sie sich mit anderen Autos vernetzt oder über den Hersteller Informationen zum Straßenverkehr bekommt. All das wird die früheren Werte wie Design, Emotion und Fahrspaß überlagern.
Von einer „enormen Geschwindigkeitssteigerung“, mit der komplexe Software ins Auto einzieht, sprechen Experten. Im Jahr 2030 soll der Anteil der Software an der Wertschöpfung im Auto bereits bei 30 Prozent liegen, so die Unternehmensberatung McKinsey. Klar ist damit auch: Software im Auto wird künftig zu einem kostenbestimmenden Faktor.
Für Halbleiterhersteller bedeutet das Aufschwung in Zeiten, in denen sich die Branche auf einen stagnierenden, wenn nicht sogar rückläufigen Markt im Smartphone- und PC-Sektor einstellt. Nach einer Studie von Semico Research aus dem vergangenen Juli soll im Jahr 2023 der Umsatz mit Chips für die Autoindustrie 73 Milliarden Dollar betragen. Kein anderer Markt, so die Analysten, wachse derzeit rasanter als der Halbleitermarkt für die Autobranche.Eine ähnliche Entwicklung sieht auch der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI): Der Verband erwartet im Jahr 2021 ein Marktvolumen von 51 Milliarden Dollar. Seit dem Jahr 2010 wächst der Markt rund sechs Prozent pro Jahr – und zwar konstant.
Es ist ein Geben und Nehmen zweier Industrien, die aufeinander angewiesen sind: In Zeiten von Dieselkrise und digitaler Transformation braucht die Autobranche Chips und Know-how fürmehr Software im Auto. Die Halbleiterhersteller wiederum, die nicht wie Infineon, NXP oder Renesas schon immer mit der Autoindustrie zusammengearbeitet haben, müssen sich neue Märkte erschließen.
Intel hat aus dem Grund den israelischen Spezialisten für Fahrerassistenzsysteme Mobileye gekauft und will sich als Lieferant von Chips für selbstfahrende Autos etablieren. Mit BMW und Fiat Chrysler sowie den Zulieferern Continental, Delphi und Magna arbeitet Intel an einer Plattform für selbstfahrende Autos. Und auch Waymo, Googles Schwesterfirma, nutzt Intel-Chips für ihre Software.
Qualcomm, Intel-Rivale und eines der Unternehmen, die bislang mit Smartphone-Chips Geschäfte gemacht haben, hatte denPlan, sich in die Automobilindustrie einzukaufen: Bis zum vergangenen Frühjahr arbeitete man mehrere Jahre daran, NXP, größter Halbleiterlieferanten für Fahrzeuge, zu übernehmen – und scheiterte schließlich an den Behörden.
Ab dem 13. November treffen sich Auto- und Halbleiterindustrie auf der Messe Electronica in München und auch die Automobilwoche ist dabei:Am Dienstag, den 13. November, diskutieren um 15 Uhr sechs Experten auf dem Podium zum Thema „Automobil- oder Halbleiterindustrie – wer treibt wen an?“
Zu Gast sind:
- Thomas M. Müller, Bereichsleiter E/E und Car-IT von Audi,
- Frank Cornelius, Elektronik-Experte und seit dem 1. Oktober Leiter Batterieentwicklung von Daimler,
- Jens Fabrowsky, Automotive-Electronics-Manager bei Bosch,
- Stefan Steyerl, Director Sales Mobility & Transportation EMEA von Analog Devices,
- Peter Schiefer, Präsident der Division Automotive bei Infineon,
- Rupert Stützle, Digital Expert Associate Partner von McKinsey.
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