Aufgabenbündel für ZF-Chef Sommer

Auf der Bilanz-Pressekonferenz am Donnerstag, 30. März, wird Stefan Sommer, der Vorstandsvorsitzende des Zulieferers ZF Friedrichshafen, einen neuen Umsatzrekord verkünden können. Denn erstmals wird der zu Mitte Mai 2015 übernommene US-Zulieferer TRW Automotive ganzjährig in das Zahlenwerk der Friedrichshafener einbezogen. Doch abseits neuer Rekorde, werden den ZF-Lenker im laufenden wie auch in den kommenden Jahren vier Aufgabenfelder fordern.

TRW-Integration: Bald zwei Jahre ist es her, dass ZF den Kauf des US-Zulieferers TRW abgeschlossen hat. Zum Jahreswechsel wurden die Ersatzteil- und Service-Bereiche beider Unternehmen vereint. Es war die erste Zusammenlegung zweier großer Geschäftsbereiche. Und Sommer, dem in Branchenkreisen Respekt für die geräuschlose Übernahme gezollt wird, muss nun die Integration weiter vorantreiben und die unterschiedlichen Kulturen der beiden Unternehmen weiter unter einen Hut bringen. Bis jetzt schein das Unternehmen auf einem guten Weg, die Integration in spätestens drei Jahren, so die Vorgabe Sommers, abgeschlossen zu haben.

Verbindung von Mechanik und digitaler Welt: Sommer ist davon überzeugt, dass die Vernetzung der digitalen Komponenten zu großen Veränderungen in der Branche führen wird. Neben aller Sensor- und Computertechnik hält er dabei vor allem die Mechanik für unverzichtbar. Seine Aufgabe wird darin bestehen, diese Ur-Stärke von ZF „intelligent“ zu machen und auf die vernetzte Welt des autonomen Fahrens vorzubereiten.

Nutzfahrzeugbremse: Auch nach der gescheiterten Übernahme des schwedischen Bremsenspezialisten Haldex muss ZF an seinem Vorhaben festhalten, den autonom fahrenden Lastwagen voranzutreiben. Mit dem Verkauf seiner Haldex-Anteile erhält der Zulieferer frische Mittel, um zu einem wesentlichen Anbieter von Bremsen im Nutzfahrzeugbereich aufzusteigen. Sommer lässt aber offen, ob dafür Unternehmen zugekauft oder in eine bestimmte Technologie investieren werden soll. Ziel ist, künftig die Themen Lenkung, Bremse und Antrieb bedienen zu können. Denn sie sind relevant zur Verwirklichung des autonomen Fahrens.

Standortsicherung: Die Friedrichshafener werden noch über viele Jahre ihre zahlreichen Fabriken mit der Herstellung mechanischer Produkte füllen müssen. Denn noch steuern mechanische Komponenten zwischen 90 und 95 Prozent zum Unternehmensumsatz bei. Eine von Sommers Hauptaufgaben wird darin bestehen, den Konzern so umzusteuern, dass in den nächsten Jahren viele Tausend Mitarbeiter im Bereich der Hochpräzisionsmechanik weiterhin gebraucht werden. Dafür wird er die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte erhöhen müssen. Die Zeit drängt. Denn der Umbruch in Richtung Elektromobilität, Vernetzung und Digitalisierung des Fahrzeugs findet Sommer zufolge noch schneller statt als gedacht.

Seiner Einschätzung nach würde ein Schwenk in Richtung Elektromobilität für Zulieferer wie ZF, die stark vom Verbrennungsmotor und Getrieben abhängen, gravierende Auswirkungen haben. Bei einem radikalen Richtungswechsel würden bei ZF und der angeschlossenen globalen Lieferkette mehr als 100.000 Stellen gefährdet sein, warnte der Manager Ende vergangenen Jahres. Den Rückstand bei den elektronischen Komponenten gegenüber den deutschen Wettbewerbern Bosch und Continental will ZF deshalb auch mit der Anfang 2016 neu gegründeten Division E-Mobility schließen.