Audi hat wegen der Halbleiterkrise im dritten Quartal deutlich weniger Autos verkauft und seine Prognose für das laufende Jahr angepasst. Der Absatz dürfte nur auf dem Niveau des von Corona-Lockdowns geprägten Vorjahrs liegen, der Umsatz "moderat" darüber, sagte Finanzvorstand Jürgen Rittersberger am Freitag.
Weil Audi die verfügbaren Halbleiter aber vorrangig in profitablere Modelle einbaut und Kunden weniger Rabatte geben muss, erhöhte die VW-Tochter zugleich ihre Prognose für die Rendite: Statt 7 bis 9 Prozent vom Umsatz sollen im Gesamtjahr 9 bis 11 Prozent als Betriebsgewinn übrig bleiben. Damit dürfte der Betriebsgewinn leicht über Vorjahr liegen.
Auto-Analyst Frank Schwope von der NordLB aus Hannover erklärt gegenüber der Automobilwoche: „Um die Ausfälle zu kompensieren, zieht man jetzt die teuren Autos vor, weil die Margen hier größer sind. Das heißt, im Volkswagen-Konzern wird eher ein Porsche als ein Polo gebaut, oder bei BMW eher ein 7er als ein 1er-Modell. Dazu kommt, weil Autos eben zur Zeit Mangelware sind, dass sich beim Kunden höhere Preise durchsetzen lassen. Das wirkt sich trotz weniger verkaufter Autos in starken Quartalsergebnissen aus.“
Nach einem starken ersten Halbjahr mit einem Rekordgewinn verkaufte Audi im dritten Quartal nur noch 366.000 Autos - ein Viertel weniger als im Vorjahresquartal. "Durch die Engpässe werden wir dieses Jahr eine knappe sechsstellige Zahl an Autos verlieren", sagte Rittersberger. "Aktuell haben wir in Ingolstadt und Neckarsulm immer wieder Kurzarbeit, auch im Oktober. Wir hoffen, dass es in den nächsten Monaten etwas stabiler läuft. Wir versuchen, die Produktion tagesgenau zu optimieren." Anfang kommenden Jahres erwarte er zwar eine leichte Verbesserung bei der Halbleiter-Versorgung, aber eine Normalisierung sei noch nicht in Sicht.
Analyst Frank Schwope: „Bei Daimler war zu hören, dass man die Lage auf dem Halbleitermarkt im vierten Quartal schon wieder etwas gelassener sieht. Bis spätestens Ende 2022 dürfte der Chip-Mangel dann weitgehend behoben sein, so dass bei allen Herstellern über die kommenden Quartale mit einer weiteren Entspannung der Lage zu rechnen ist.“
Der Umsatz fiel im Vergleich zum Vorjahresquartal um 13 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro, das operative Ergebnis sank leicht auf 740 Millionen Euro. Die Umsatzrendite verfehlte mit 6,6 Prozent den selbstgesteckten Korridor.
Das Fazit des Analysten: "Zu sehen ist, dass bis auf Tesla eigentlich alle Hersteller in diesem Quartal etwas liegengelassen haben. Der weltweite Chip-Mangel hat sich in den Absatzzahlen deutlich niedergeschlagen.“ (dpa/lw)
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